Die Technisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in den 1950er Jahren brachte eine massive Veränderung der Arbeitswelt mit sich. Landmaschinen, wie beispielsweise der Bindemäher, ersetzten nun die menschliche Arbeitskraft. Einerseits mussten sich Landarbeiter aus diesem Grund neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft suchen, andererseits lockte der bessere Verdienst in Wien die Arbeiter an. Als Wochenpendler begab man sich vielerorts als Bauarbeiter in die Bundeshauptstadt.
Josef Thüringer aus Wallern berichtet: „Im zerbombten Wien suchte man zu dieser Zeit Arbeitskräfte. 1948 nutzte ich die Gelegenheit und wollte meine begonnene Lehre in Wien fortsetzen. […] Ein Baumeister, der Lehrherr meines Freundes, stellte uns eine kleine Wohnung zur Verfügung. Später war ich im Männerheim in der Wurlitzergasse, wo fast alle Arbeiter aus Wallern wohnten. 11 Schilling zahlte ich für das Schlafen, 10 Schilling für die Werksküche und 28 Schilling betrug meine Lehrlingsentschädigung. 3-4 Schilling kostete eine Kinokarte in der ersten Reihe. Dazu kam noch die Bahnfahrt. Um vier Uhr morgens fuhren wir jeden Montag mit dem sogenannten Arbeiterzug von Wallern ab und kamen am Freitag um 21 Uhr ebenfalls mit dem Arbeiterzug wieder nach Hause. Er war ständig überfüllt und teilweise saßen wir notdürftig in Viehwaggons. 1950 habe ich geheiratet. Wir hatten aber noch keine eigene Wohnung. Meine Frau wohnte bei ihrer Dienstgeberin und ich weiterhin im Männerheim. Mehrmals in der Woche trafen wir uns am Brunnenmarkt. Erst 1951 besorgte mir mein Lehrherr eine eigene Wohnung. Bei dieser Firma ging es mir sehr gut und ich blieb ihr 39 Jahre lang treu.”
(Chronik Wallern im Burgenland. Wallern 2014. S.158)
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