Die Versorgungskrise, die bereits zu Kriegsende immer spürbarer wurde, wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit noch akuter. Mit der Einrichtung des Burgenländischen Ernährungsamtes im Herbst 1945 wurde eine Organisation für die Lebensmittelbewirtschaftung geschaffen. Wie bereits während des Krieges gab es eine Zwangswirtschaft mit Lebensmittelrationierungen und Ablieferungspflicht. Diese wurde von der Landwirtschaft als sehr erdrückend empfunden. Der Landwirt Michael Gall aus Markt Allhau macht 1948 seine Unzufriedenheit in einem Brief an den Landeshauptmann deutlich:
„Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Da Sie, Herr Landeshauptmann, als verantwortungsvoller Mann für die Aufbringung der Nahrungsmittel Hofbegehungen angeordnet haben, möchte ich ihnen folgendes mitteilen: Am 5. Feber 1948 ist ein Abgesandter des Landesernährungsamtes aus Eisenstadt mit einem Gendarmen bei mir erschienen und hat mir eine zusätzliche Lieferung von 500 kg Äpfel vorgeschrieben, obwohl ich im Herbst bereits 1.439 kg abgeführt habe. Im Zusammenhang damit möchte ich mitteilen, dass ich überhaupt keine Äpfel mehr besitze und an Sie die Frage richten, ob allein die landwirtschaftlichen Erzeugnisse von Gendarmen gesucht werden, oder ob auch die Industrie kontrolliert wird? Darf ich Sie Auskunft bitten, wo unsere Kuhhäute hinkommen? Denn Jahr für Jahr wird mir eine Kuh aus dem Stall geführt, zu einem Preis, der direkt eine Beleidigung darstellt, aber Schuhe habe ich noch keine bekommen. Dies kann nicht der rechte Weg sein, eine zusammengebrochene Wirtschaft wieder in Ordnung zu bringen. Pflichten ohne Rechte haben noch nie zu einem guten Ziel geführt. Solange ich mit meiner Familie zu keinen Schuhen kommen, kommt mir kein Apfel, auch in diesem Jahr nicht, aus dem Keller und wenn ich von meinem Hausrecht Gebrauch machen müsste. Denn jetzt heißt das Gebot der Stunde ‚Bauer erwache!‘
1.200 kg Erdäpfel zum Liefern sind mir vorgeschrieben, obwohl dies meine gesamte Fechsung ausmacht. Für diese Menge erhielt ich den Betrag von S 252,00 das sind fünf Maurer Taggelder. Wie viele Tage gehen darauf, bis man 1.200 kg Erdäpfel angebaut, angehäufelt und geerntet ha? Wo ist überdies der Dünger und das Saatgut, womit soll ich die Steuern und die sonstigen Umlagen und Abgaben bezahlen? […]”
(Weltler Reinhard: Markt Allhau – Buchschachen im Wandel der Zeit. S. 160)
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