Nach jahrelangen Tumulten, Streitigkeiten, Gewalthandlungen und auch Kämpfen war es im November 1921 so weit. Österreichische Soldaten und Gendarmeriebeamte marschierten durch die burgenländischen Gemeinden, um das umstrittene neue Bundesland Burgenland in Besitz zu nehmen. Die Bevölkerung war neugierig und begeistert, wie ein Bericht aus Lutzmannsburg zeigt:
„An einem trüben Novembertag des Jahre 1921 stand die Bevölkerung in freudiger Erwartung auf den Straßen unserer Gemeinde, es hieß allgemein: „Die Österreicher kommen!“ und sie kamen auch. Zuerst kamen in Abständen kleinere Gendarmerieabteilungen, ihnen folgte eine Radfahrerabteilung der österreichischen Wehrmacht. Nachher erschien ein berittener Oberst, ihm folgten Abteilungen der Wehrmacht und auch eine Abteilung Zollwache, die besonderen Eindruck machte, da sie alle von großer Gestalt und kräftige Männer waren. Wie wir später erfuhren, waren die großen und kräftigen Männer ehemalige Burggendarmen in Wien in der Zeit der Monarchie. Für die ganze Schar mussten Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Jeder der zwei Zimmer hatte, musste eines für die Soldaten bereitstellen. Es gab auch ein geselliges Treiben im Dorf, denn die Soldaten wollten ja gut essen und trinken. Besonders in den Gasthäusern und in den Buschenschanken war immer eine lustige Stimmung, da lernten die gemütliche Wienerstimmung kennen, denn ein Großteil der Soldaten waren Wiener. Uns jungen Leuten gefiel die Stimmung besonders gut.“
Aus: Weber Karl, Erlebnisse eines Grenzlandbauern im 20. Jahrhundert. S.11
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