1850 gründete die Familie Rothermann mit Arbeitskollegen in Hirm eine Zuckerfabrik. Für die Gemeinde änderte sich damit das wirtschaftliche Gefüge grundlegend. Einerseits sicherte die Fabrik, wenn auch nur für einige Monate, auch in Krisenzeiten einen Arbeitsplatz, andererseits ermöglichte sie den Bauern einen sicheren Absatz ihrer Zuckerrübenproduktion.
Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde auch die Zuckerindustrie in den Deutschen Verband integriert. Die Rübenanbaugebiete wurden beseitigt und die Zuckerwirtschaft infolge des Kriegsausbruches anstelle der Futtermittelerzeugung reduziert. Obwohl die Zuckerfabrik Hirm erst kurz zuvor modernisiert worden war, fiel die Entscheidung, dass der Standort Hirm geschlossen werden sollte.
Richard von Rothermann verstand diese Entscheidung nicht und schrieb in einem Brief an eine Verwandte am 22. Juli 1941: „[…] Du scheinst noch nicht zu wissen, dass der Reichs-Zuckerwirtschaft-Verband in Berlin beschlossen hat, die Hirmer Fabrik still zu legen, dieser Beschluss wurde uns am 5ds. M. mitgeteilt und wurden bereits alle Arbeiten eingestellt, kannst Dir denken wie hart dies die Arbeiter und Beamte trifft, natürlich auch die Aktionäre, wenn auch die Aktien mit 100% vergütet werden, aber was fängt man mit dem Geld an? Siegendorf übernimmt die von der Fabrik gepachteten Oeconomien, die Fabrik wird ausgeschrottet und soll möglicherweise im Ganzen nach dem Osten kommen. Was mit den Gebäuden geschehen wird weiss man nicht, jedenfalls ist es ausgeschlossen, dass eine größere Industrie hierher kommt. Nur die Magazine werden während des Krieges wahrscheinlich Verwendung finden.
Dabei haben wir eine Menge Geld in den letzten Jahren investiert, allein eine Schnittetrocknungsanlage mit Magazin, welche jetzt erst fertig wurde, kostete Rm. 665.000,- dazu wurden noch Zentrifugen etc. aufgestellt. Ich verstehe nicht, dass der Beschluss nicht schon vor 2 Jahren gefasst wurde.“
(Aus: Steiger-Moser Susanna; Süßes Imperium. In: Die österreichische Zuckerindustrie und ihre Geschichte(n) 1750-2013. S. 187)
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