Hatte man noch vor dem 2. Weltkrieg den Kalorienwert des Nahrungsmittelverbrauchs eines Erwachsenen auf täglich rund 3.200 Kalorien veranschlagt, so mussten die Burgenländer im Oktober 1945 mit knapp 800 Kalorien pro Kopf und Tag auskommen. Damit war das Burgenland das am schlechtesten versorgte Bundesland. Ein Grund für die Krise war die stockende und zu geringe Anlieferung von Lebensmitteln für den burgenländischen Markt. Dabei war die Versorgungslage im Land regional sehr unterschiedlich. Beim Landesernährungsamt gab es immer wieder Beschwerden von Gemeinden, die ihrer Meinung nach nicht ausreichend oder gar nicht mit Fleisch, Fett, Mehl oder Milch etc. versorgt würden. Auch in Breitenbrunn gab es große Versorgungsschwierigkeiten.
Amtsvermerk, Eisenstadt, 27.3.46.:
„Am 26.2.1946 warteten Frau Franzi B. und Frau A. im Dienstzimmer des Bahnhofvorstandes in Neusiedl/See auf einen Zuganschluß nach Breitenbrunn. Da ich von morgens 10 h bis Nachmittag 15 h das Dienstzimmer wiederholt betrat, um Telephongespräche mit Neusiedl und Eisenstadt zu führen und die zwei Frauen, welche mir durch ihren abgehärmten schlechten Gesundheitszustand auffielen, immer dort sitzend vorfand, befrug [sic!] ich sie, was sie eigentlich dort machen. Sie erklärten mir, daß sie aus Breitenbrunn nach Neusiedl fahren müssen, um sich Brot zu besorgen. Da sie in Breitenbrunn im Jänner bloß ein einziges Mal Brot erhielten und im Februar bisher überhaupt noch keines. Auch Fett hätten sie außer einer einzigen Beteilung [sic!] mit Butter bloß 2 dkg Fett seit dem Einmarsch der Russen erhalten.“
(Regierungsarchiv. Agrar/Landesernährungsamt 1946. 191-E. Zl. V/LEA-200-1946)
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