1910 befand sich die Weltbevölkerung im Kometenfieber. Der Hallesche Komet kreuzte die Erdumlaufbahn und sorgte damit für Aufregung und Furcht, denn Kometen galten immer als Unglücksboten. Der Komet wurde auch für so manche Schicksalsschläge verantwortlich gemacht. So auch in Donnerskirchen, wie die Eintragungen von Pfarrer Ribarits zeigen:
„Futter wäre zu Genüge vorhanden gewesen, doch verhinderten die häufigen Regenfälle die Einbringung, und verschlämmte und laugte auch das bereits gemähte Heu aus. Auch mit der Getreideernte erging es uns ähnlich. Wenn wir jedoch der großen Katastrophen denken, die die durch Wolkenbruch ähnlichen Regenfällen verursachten Überschwemmungen in anderen besonders südlichen Landesteilen verursacht worden waren, müssen wir Gott Dank sagen, dass er uns so verschont hat. Die Gefahren und Schicksalsschläge, von denen die Menschheit heuer betroffen wurde, werden von vielen, nicht nur vom Volke, auch von den gebildeten Schichten dem Halleyschen Kometen, der am 18. Mai die Bahn unserer Erde durchquerte, zugeschrieben. Es wäre besser, darin einen Fingerzeig Gottes zu sehen, der uns vom Abhang, an dem wir stehen, zurückhalten soll. Denn ohne höhere Anordnung würden die Katastrophen und Epidemien, unter ihnen auch die Cholera, nicht so viele Opfer fordern, die genug für die Opfer eines Krieges wären. Die Überschwemmungen forderten viele Menschenopfer, Blitzschläge, Hagel, Epidemien, Eisenbahnzusammenstöße vollbrachten große Verwüstungen im Land. Auch in den Fabriken wütete der Tot. In diesen Arbeitsmühlen, wo die Räder die Gesundheit so vieler zermürben, und die in das Arbeitsjoch gezwungenen Naturkräfte sich soviel Menschen rächen (Explosionen in Fabriken von Budapest und Szegedin), so das der gläubige Mensch unwillkürlich nach einem Zusammenhang forscht zwischen der aufgeklärten und in ihrer Kultur und ihrem Fortschritt überheblichen Menschheit und der strafenden Hand Gottes. Die Gefahr ließ auch unsere Gemeinde nicht ganz unberührt.“
(http://www.chronik-donnerskirchen.at/index.php?id=47)
Der Halleysche Komet zog auch 1986 wieder an der Erde vorbei. Der vorausgesagte Weltuntergang fand auch damals nicht statt.
”Gott hat es so gewollt.” Diese fünf Worte sich Bestandteil jeder Aussage, wenn man jemanden die Schuld an einer bestimmten Sache in die Schuhe schieben möchte. Denn jeder weiß: Leuten die sich nicht unter uns befinden kann man mühelos beschuldigen, wenn sonst kein anderer Übeltäter ausfindig gemacht werden konnte. Dieses Phänomen konnte man nicht nur 1910 bemerken, als der Halleysche Komet die Erdumlaufbahn kreuzte, nein, es ist auch heutzutage aktueller als mancher glauben würde.
Wer kennt das nicht wenn einem ein schwarzer Kater über den Weg läuft und man am besten so tun würde, als ob man ihn gar nicht wahrgenommen hätte. Dieses Phänomen des Aberglaubens findet damals wie heute noch recht verbreitet vor. Selbstverständlich kann sich Aberglaube nicht in das Negative, sondern auch in das Positive verwandeln. Viele freuen sich beispielsweise einen Rauchfangkehrer zu treffen, ein Hufeisen zu finden oder zufällig ein vierblättriges Kleeblatt zu entdecken. Diese Reaktionen lösen bei vielen Menschen Glücksgefühle aus und sind völlig normal und harmlos. Jedoch wäre es äußerst ratsam ab und zu auch seinen eigenen Hausverstand einzuschalten und auch trivial klingende Dinge zu hinterfragen.
Wenn man sich jedoch wie Pfarrer Ribarits einredet, dass ein Komet Schuld daran sei, wenn das Wetter schlecht ist oder gar die Welt untergeht, kann man nur an ihn appellieren und ihn bitten seinen Hausverstand einzuschalten.
Natürlich muss man den Herrn Pfarrer verstehen. Was hätte er bloß den verzweifelten Bürgerinnen und Bürgern aus Donnerskirchen sagen sollen, als ihn diese sonntags nach der heiligen Messe gefragt haben warum das Wetter so schlecht sei? Irgendeine Geschichte musste er der Pfarrgemeinde doch auftischen. Was Pfarrer Ribarits schlussendlich wirklich wusste bzw. dachte wird für immer sein Geheimnis bleiben.