Für kleinere Gemeinden ist es schwieriger, kommunale Aufgaben wie Schulerhaltung, Kanalbau, Gemeindeverwaltung etc. zu erfüllen. Zudem erhalten sie geringere Ertragsanteile an den Einnahmen des Bundes. Mit einer „Gemeindestrukturreform”, einer Zusammenlegung von kleineren Gemeinden zu Großgemeinden, wollten die verantwortlichen Politiker die Situation verbessern. So wurden mit 1. Jänner 1971 aus 319 Gemeinden 138. Nicht alle „Gemeinde-Hochzeiten“ gingen aber reibungslos über die Bühne, wie unter anderen die Fusion der kroatischen, ÖVP-dominierten Gemeinde Antau/Otava mit der deutschsprachigen und SPÖ-dominierten Gemeinde Hirm. Die BF berichtete darüber:

Gemeinde

Bürgermeister Karl Mangold in Diskussion mit der Hirmer Bevölkerung

„Am Freitagnachmittag kam es vor dem Gemeindeamt in Antau zu einer spektakulären Demonstration. Um 15 Uhr hätte der geschäftsführende Bürgermeister – da Hirm etwas mehr Einwohner als Antau hat, ist der Hirmer Bürgermeister Karl Mangold mit dieser Funktion betraut – in Antau die bis zur Neuwahl angesetzten Sprechstunden abhalten wollen, um den Bewohnern den Weg nach Hirm zu ersparen. Doch die Antauer wollen davon keinen Gebrauch machen. Schon eine Stunde vorher hatten sich etwa 300 aufgebrachte Einwohner vor dem Gemeindeamt postiert, um dem geschäftsführenden Bürgermeister den Eintritt zu verwehren. Die Frauen belagerten den Eingang – eher wegen der Kälte als aus Kampfestaktik -, und die Männer diskutierten auf der Straße. Debattiert wurde mit jedem, der sich in den Weg stellte. Als sich dann Bürgermeister Mangold der Menge näherte – er ist selbst ein gebürtiger Antauer -, wurde er sofort umringt und auf ihn eingeredet. Tapfer hielt er den nicht immer freundlichen Argumenten stand und setzte sich mit beruhigenden Antworten zur Wehr. Als Mangold wieder zurückging, schritten die Demonstranten freudig mit, als ob sie einen Sieg errungen hätten.“ (BF 1971, Jänner 3. Ausgabe Seite 7)
Nur Tage später organisierten die Antauer eine Demonstration vor dem Landhaus in Eisenstadt, die jedoch ohne Erfolg blieb. Erst nach einer Volksbefragung 1991, bei der sich 83% der Antauer für eine Trennung von Hirm aussprachen, erfolgte die Gemeindetrennung. Auch andere Gemeinden im Burgenland bevorzugten die Eigenständigkeit, sodass es heute wiederum 171 burgenländische Gemeinden gibt.