Als Ersatz für die zur Wehrmacht eingezogenen Männer wurden nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene in das Deutsche Reich gebracht. Tausende Fremdarbeiter befanden sich während des Zweiten Weltkrieges im Burgenland, wo sie vorwiegend in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt wurden. Die Zwangsarbeiter, auch „Ostarbeiter“ genannt, unterlagen Sonderverordnungen und mussten deshalb zur Kennzeichnung auf ihrer Kleidung gut sichtbar ein Abzeichen mit einem „P“ oder „OST“ tragen. Die Arbeitsbedingungen hingen jedoch vom Arbeitgeber und vom Umfeld ab. Brutale Schläge und sexuelle Übergriffe bildeten in den „burgenländischen“ Landkreisen eher die Ausnahme. Grundsätzlich waren die Behandlung und Unterbringung der Zwangsarbeiter in den bäuerlichen Betrieben relativ gut, mancherorts entwickelten sich sogar Freundschaften, die bis weit nach dem Krieg andauerten.
So auch zwischen der Familie Altenburger aus Podersdorf und Maria Jewtuschenko, die aus der heutigen Ukraine verschleppt wurde und einige Jahre auf dem Bauernhof in Podersdorf verbrachte. Im Jahr 1944 wurde sie verhaftet und in einem Konzentrationslager inhaftiert. Ein Brief, den sie an ihren Bruder geschrieben hatte, wurde als „Wehrkraftzersetzung“ angesehen. Rund ein Jahr nach Ende des Krieges und ihrer Befreiung nahm sie wieder Kontakt zu der Familie Altenburger in Podersdorf auf:

Podersdorf

Maria Jewtuschenko aus der Ukraine während ihrer Zeit in Podersdorf
© Fam. Altenburger, Podersdorf

Freundliche Ostern!
Liebe Frau Altenburger!
Liebe Mittzi, Anni, Seppl und Hans. Ich grüsse euch und vielen herzlichen Dank für Brief, welchen habe ich von ihnen erhalten. Es hat mich sehr gefreut, das haben Sie von euch etwas hören lassen. […] Mittzi, hast du deine Haare noch nicht abgeschnitten. Ich habe meine Haare in Konzentrationslager ganz abgeschnitten gehabt. Zur Strafe. Aber jetzt habe ich wieder neue, frische Haare. Liebe Mittzi, du fragst mich: wer hat früher nachhause gekommen. Ich oder Nadja und Nina. Natürlich die Nadja und Nina haben früher gekommen. Ich war erst in 2e Mai befreit. Und nachhause hatte ich gekommen 3 Monate später, im September. Darum in 2e Mai habe ich 2e Feiertage! Dann war ich nochmals in Welt geboren. […] Bei uns wird auch bald Frühling. Unsere Fluß ist ganz voll Wasser. Die liebe Sonne scheint uns wieder. […] Bitte schreiben Sie von alle und alles. Wie geht es Otto Onkel und Fini Tante? Meine Lehrer?
Laßen Sie schöne Grüße an alle bekannte. Meine Eltern und Geschwister schön danken euch für ihre Grüße und haben euch auch gelassen.
Also mache ich schluß und gehe ich jetzt Wasser tragen. Werden wir heute waschen. Bei uns Wasser ist weit, nicht so wie bei euch. Muss ich erst halb Kilometer auf die Berge tragen. Heute habe ich Freitag.
Mit herzlichen Gruß, mache ich schluß und warte ich an baldigen Antwort.
Ich gratuliere euch mit Ostern. (rote Eier)
Lienowa“