Die genaue Ansiedlung der ersten Juden in Güssing kann nicht eindeutig belegt werden. Quellen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigen, dass es sich bei den „Güssinger Juden“ wohl um sephardische, aus Spanien stammende, Juden gehandelt haben dürfte. Die Synagoge wurde erstmals 1750 urkundlich erwähnt. Als diese im 19. Jahrhundert zu klein wurde, ließ Fürst Philip Batthyány 1837/38 mitten im Ort eine neue Synagoge errichten. Fast genau 100 Jahre später wurde diese von den Nationalsozialisten entfremdet und zu einer Turn- und Festhalle im Sinne des Regimes umgewandelt. Die Grenzmark-Zeitung berichtet in der Ausgabe vom 19. Feber 1939 von der Eröffnung:
„Gauleiter Uiberreither in Güssing. Eröffnung der Turn- und Festhalle.
Sonntag, den 12. Februar, um halb 11 Uhr vormittags, traf der Gauleiter der Steiermark in Güssing ein, wo er vor den Toren der neuen Turn- und Festhalle von den jubelnden Volksgenossen empfanden wurde.
Nach dem Abschreiten der Front der Formationen geleitete der Ortsgruppenleiter den Gast und seine Begleitung in die Halle. Der Chor des weiblichen RAD. der Jugendgruppe der Frauenschaft, des BDM und der HJ sang Volkslieder. Der RAD führte Volkstänze und gymnastische Übungen vor.
In seiner Eröffnungsansprache wandte sich der Gauleiter gegen die Meckerer, die behaupteten, Güssing werde stiefmütterlich behandelt, und betonte die tiefe Symbolik, die darin liege, daß der Raum, in dem einst die Juden ihrem antideutschen Kulte frönten, Eigentum des ganzen deutschen Volkes geworden ist. Damit sei wieder ein Schritt vorwärts auf dem Wege des Aufbaues getan. […]“
(Grenzmark – Zeitung, 19. 2. 1939. S. 6)
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