Während Grenzkommissionen nach der Angliederung des Burgenlandes an Österreich erst den genauen Grenzverlauf zwischen Österreich und Ungarn festlegten, kam 1922 der Kriminalbeamte Adam Wieser aus Wien in die kleine Gemeinde Moschendorf im Bezirk Güssing. Er beschrieb den Ort und war der Ansicht, dass sich durch eine Angliederung Moschendorfs an Österreich die wirtschaftliche Lage verbessern werde. Der Großteil der Bevölkerung sah jedoch nur in der Emigration nach Amerika eine Möglichkeit, ein wirtschaftliches Auskommen zu finden. AuswanderungDer Beamte berichtete:

„[…] Am 3. April 1922 erhielten ein Ob. Insp. und mehrere Kriminalbeamte in Wien den Auftrag, sich über Fürstenfeld ins Burgenland zu begeben und an der Abstimmung über die Zugehörigkeit dieses Landes an Österreich mitzuwirken […] Moschendorf ist ein ziemlich anschauliches Dorf mit schöner Kirche. Alle Häuser stehen an der Dorfstraße. Moschendorf ist ein deutsches Dorf, hatte aber eine kleine Minderheit und einen fanatischen ungarischen Pfarrer. […] In Moschendorf war aber der Lehrer Herr Böhm und sein kleiner Anhang tatkräftiger Männer, die sich dem Einfluß der politischen ungarischen Geistlichkeit entziehen konnten und bei der Durchfahrt der Ententekommission mit lautem Geschrei und fähnchenschwingend für Österreich mit großer Majorität stimmten und Moschendorf heut bei Österreich ist. […] Die Hälfte der Bewohner von Moschendorf sei fast immer in Amerika. Mehrere Häuser in Moschendorf waren mit aller Einrichtung geschlossen. Es hieß, die Eigentümer seien derzeit in Amerika kämen aber mit Ersparnissen wieder zurück. Da das Burgenland nur aus Großgrundbesitz bestand, hatten die kleinen Leute nur die Initiative, entweder wie Kuli für die Großen unter schlechten Entlohnungsverhältnissen zu arbeiten oder zeitweise auszuwandern. Mit der Wahl der Stimme für Österreich änderte sich das ganz prekäre Bild zu Gunsten der Moschendorfer. Das große Industriegebiet von Wr. Neustadt bis Wien stand ihnen offen. Am 13. April 1922 fuhren wir wieder heim, das heißt wir marschierten von Moschendorf bis Pinkafeld und von dort bis Friedberg zur Bahn.“ (Moschendorf 1221-2001. Moschendorf 2001. S. 39)