Im November 1887 entschloss sich die 22-jährige Magdalena Zinniel aus Mönchhof zur Auswanderung. Ihr Ziel war Wisconsin in den USA, wohin bereits ihre zwei Brüder ausgewandert waren. Die Reise wurde zum großen Abenteuer. Mit dem Zug begab sich Frau Zinniel von Wien nach Rotterdam, wo sie den Dampfer W.A.Scholten bestieg. Dieser kollidierte vor der englischen Küste mit einem Kohlefrachter und sank mit 300 Personen an Bord. Unter den 78 geretteten Passagieren befand sich auch Magdalena Zinniel, die nach zwei Stunden, im Wasser treibend, von einem Rettungsboot aufgefunden wurde. Sie wurde in Dover erstversorgt und danach zurück nach Rotterdam gebracht. Eine Woche später, ohne Gepäck, bloß mit 10 Dollar Entschädigung von der „Holland-Amerika-Linie“, ging es nochmals über den Atlantik. In New York waren die Überlebenden eine Attraktion. Amerikanische und österreichische Zeitungen berichteten von diesem Unglück. Magdalena Zinniel bestieg in New York den Zug und gelangte über Chicago nach Stevens Point in Wisconsin, wo ihre Brüder lebten.

Amerika

Magdalena Zinniel, barfuß in Amerika © Robert Hoffmann, Mönchhof

In einem Brief schildert sie ihre Ankunft: „[…] 12 Uhr nachts bin angekommen. Jetzt steh ich ganz allein da, kommt kein Albert und kein Karl ich kann nicht englisch und die anderen nicht deutsch. Endlich ein Bolisman (Policeman – Anmerkung des Verfassers) der deutsch kann und die Brüder ihm bekannt waren, der geht mit mir 10 Minuten weit entfernt von der Bahn. Da ich an der Tür geklopft Zinniel aufmachen‘ erst auf das vierte Klopfen wurde meiner Bitte gewährt, öffnet die Tür und fährt von Schrecken zurück und glaubt noch immer er wird von schlechten Leuten überfallen, […] dann holt er den Karl u. klopfte ans Fenster u. sagte die Schwester ist gekommen; der hat vor Schrecken nicht die Tür nicht gefunden, bis du närisch oder was hast du heut u. glaubt es nicht bis er mich gesehen hat, weil sie glaubten ich bin schon gestorben […] ich nichts habe als was ihr auf der Photograph seht, wies mich aus dem Wasser herausgezogen haben; mein ganzes Hab u. Gut ist im Meer. O du edler Ozean; noch muß ich zuwißen machen dass viele Mönchhofer sind in Wiskonsin, aber die wenigsten gekannt. Aber vier Kriegl Bier haben wir doch aufs Wohl getrunken daß wir uns noch einmal sehen. […]“
(Hoffmann Robert: Die große Amerika-Wanderung. In: 800 Jahre Mönchhof Chronik. 2017. Mattersburg. S. 329)