Der wirtschaftliche Aufschwung Österreichs machte sich auch Mitte der 1950er Jahre, insbesondere nach dem Abzug der Besatzungstruppen, auch beim Fremdenverkehr deutlich bemerkbar. Um den Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden, war es notwendig, die Infrastruktur zu adaptieren. Die Gemeinde Neustift a/d. Rosalia stellte sich der Herausforderung und schrieb an das Amt der burgenländischen Landesregierung Abt. Fremdenverkehr am 22. Oktober 1955:

Forchtenstein

Forchtenstein 1934

„Neustift a.d. Rosalia mit seiner herrlichen Umgebung ist ein gern und gut besuchter Fremdenverkehrsort. Durch die rege Fremdenverkehrswerbung des Landes und des örtlichen Fremdenverkehrsvereines hat der Zustrom an Gästen aussergewöhnlich zugenommen. Nach dem Abzug der Besatzungsmächte konnte die Gemeinde viele ausländische Gäste registrieren und hohe Regierungsmitglieder, wie z.B. den Herrn Bundespräsidenten, als Gäste empfangen. Die Zahl der Burgbesucher hat in den letzten Wochen beträchtlich zugenommen und stieg an Sonntagen von 1500-3000 Personen an.
Um nun diesen erfreulichen Zustrom an Gästen aufrecht zu erhalten und ihnen den Aufenthalt einigermassen angenehm zu machen, steht die Gemeinden vor schweren Aufgaben und kann die einzelnen Projekte nur mit einer entsprechenden Hilfe der Landesregierung lösen und durchführen.
Der Gemeinderat hat daher in seiner Sitzung vom 16.7.1955 nachfolgenden Beschluss gefasst:
1) Ausbau und Erweiterung von Autoparkplätzen. Die bestehenden Parkplätze um die Burg Forchtenstein sind unzugänglich und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen
2) Ausbau von öffentlichen Bedürfnisanstalten.
3) Ausbau der Jugendherberge. […] 4) Ausbau der bereits projektierten Wasserversorgung. Unsere Gaststättenbetriebe und die Privatquartiere können den Wünschen der Gäste und dem Fremdenverkehr nur dann Rechnung tragen, wenn sie mit Fließwasser versorgt sind. In diesem Zusammenhang soll die Errichtung einer bescheidenen Badeanlage nicht unerwähnt bleiben.
5) Errichtung einer öffentlichen Fernsprechstelle auf der Rosalia.
6) Fertigausbau der Rosalienstrasse. […]“
(BLA. Reg. Archiv. 1955. XII/6-393-56)