Falschmeldungen entstehen, indem Journalisten fehlerhaft oder nachlässig recherchieren oder Medien unkontrolliert Berichte veröffentlichen. Dies geschah auch 1864, als die Pressburger Zeitung über einen Eklat in der jüdischen Gemeinde in Kittsee berichtete:
Pressburger Zeitung vom 13. Oktober 1864, Seite 2:
„Aus der benachbarten Ortschaft Kittsee berichtet man uns von einem bedauerlichen Vorfall: Am Sonntag, den 9.d. Abends, versammelten sich die dort wohnenden Israeliten im Gotteshaus, um den heil. Tag „Jom Kippur“ nach ihren Gebräuchen zu feiern. Während der Rabbi seine Predigt hielt, kamen aus dem Wirthshause die croatischen Burschen mit ihren Mädeln auch ins Gotteshaus (der Zutritt war Jedem frei); es versammelte sich sämmtliche Jugend vom Orte und füllte den Tempel an. Man ersuchte sie nun, sich zu entfernen; allein darüber aufgebracht, begannen sie ihren Unfug, drängten die Andächtigen von den Sitzen, setzten sich sodann selbst, nahmen die Lichter herunter, zündeten sich die Pfeifen an, wackelten an den Bänken, so dass sie umfielen, ja Einige trieben Spott und äfften den Rabbi nach, zerschlugen die großen Glasscheiben vor den Gebettafeln und rissen den Vorhang, welcher an der Eingangspforte angebracht war, ab. Die Betenden, darüber entrüstet, kamen mit den Bußkleidern an, drängten die Unberufenen aus der Synagoge und wollten die Andacht weiter fortsetzen; doch außerhalb des Tempels rotteten sich bei 200 Menschen zusammen, um zu warten, bis die Juden herauskommen. Indeß wurde das Ortsgericht von der Sache verständigt; dieses eilte herbei, selbst der hochw. H. Dekan des Ortes, so wie gerade hier anwesende Gendarmarie-Patrouille von Hainburg, und zerstreuten den Haufen. Verwundet wurde eine Frau an der Hand durch einen Steinwurf.“
Einen Monat später erfolgte die Richtigstellung. Pressburger Zeitung vom 11. November 1864, Seite 3:
„Vor einiger Zeit enthielt unser Blatt die Nachricht über einen angeblich in Kittsee vorgefallenen Tumult, wobei die dortigen Burschen in den israelitischen Tempel gedrungen und hiebei gröbliche Exzesse begangen haben sollen. Nachdem es sich laut einer vom Herrn Obergespans-Administrator des Wieselburger Comitates an uns gerichteten Zuschrift bei der diesfalls gepflogenen Untersuchung herausstellte, dass obige Nachricht nichts weiter als eine boshafte Lüge sei, so beeilen wir uns, dieselbe zu widerrufen und jenen geschätzten Redactionen, welche sie unserem Blatte entlehnten, zu ersuchen, von dieser Berichtigung gefälligst Notiz zu nehmen. Dem Einsender der Mittheilung aber, der zur Verantwortung gezogen wurde, bedeuten wir, uns in Zukunft mit jeglicher Nachricht zu verschonen.“
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