Der Landwirt Michel Mayer, geboren 1879 in Halbturn, lebte in seiner Heimatgemeinde ein einfaches und friedliches Leben. Nach seiner Assentierung im Jahr 1900 dachte er wohl, dass seine militärische „Laufbahn“ zu Ende sei. Schlussendlich hatte Österreich-Ungarn schon jahrzehntelang keinen Krieg mehr geführt. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste Michael Mayr am 1. August zum 13. Honved Infanterie Regiment nach Pressburg/Pozsony (heute: Bratislava) einrücken. Am 21. März 1915 geriet er bei Lutowiska in den Karpaten in russische Kriegsgefangenschaft. In weiterer Zeit wurde er in Sibirien interniert. Auch mit dem Ende des Krieges endete für ihn und tausende andere Internierten die Gefangenschaft nicht. Erst nach dem Ende des russischen Bürgerkrieges und mit Hilfe der internationalen Hilfsorganisationen konnte im Herbst 1920 ein Schiff gechartert werden, das auch Michael Mayr nach Hause bringen sollte. In seinem Reisetagebuch beschreibt er seine Heimfahrt: (Auszüge)
„Fahrt von Wladiwostok bis Triest im Jahre 1920 mit dem Passagierschiff Scharnhorst. Am Bord waren 2250 Mann Kriegsgefangene.
Oktober 1920 in Wladiwostok
4. Oktober: ½ 6 h abends Einschiffung. Witterung frisch windig.
5. Oktober: 7 h früh Abfahrt […]
6. Oktober: Fahrt schön ruhig, etwas wärmer, man sieht Koreanische Berge […]
15. Oktober: Fahrt schön ruhig. Warm. Nachmittag etwas unruhig. Liebesgaben empfangen: 2 Schokolade, 1 Stk. Seife, 2 Pak. Zigaretten […]
26. Oktober: Colombo, Einladen von Kokosnüssen […]
7. November: Sonntag, Fahrt schön ruhig, warm, Gottesdienst. Predigt. Gregorianische Messe […]
10. November: Im Suezkanal. Fahrt sehr langsam. Ankunft in Port Said um 10 h Vormittag. Bevölkerung Araber […]
17. November: Ausladen und Ausschiffen. 11 h Vormittag. Einwagg. und Abfahrt am 1 h Nachmittag von Triest […]
20. November: Lager Csót
21. November: Csót abgerüstet. Geld empfangen 112 k. […]
24. November: 7 h Früh in Nickelsdorf. 11 h in Halbturn.
Endlich zu Hause nach 6 Jahren und 4 Monaten“
(Privatsammlung Brettl, Halbturn)
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