Bis vor dem Ersten Weltkrieg war die Milchwirtschaft auf Grund der fehlenden Absatzmöglichkeiten auf die Selbstversorgung beschränkt. Mit der Verbesserung der Verkehrssituation begannen einzelne Gemeinden, die Milchwirtschaft auszubauen. Die Bauern schlossen sich ortsweise zu Interessengruppen zusammen und gründeten Milchgenossenschaften. Als Absatzmarkt fungierte zumeist die expandierende Stadt Wien. Doch nicht immer verlief alles reibungslos. In Leithaprodersdorf ergaben sich bald Probleme mit den Händlern. Die Zeitung „Radikal“ berichtete im Mai 1912:
„Ein arges Missgeschick hat die Milchgenossenschaft in Leithaprodersdorf. Eine Wiener Milchverwertungsgenossenschaft hat den Leuten die Ohren vollgeblasen: sie möchte eine Milchgenossenschaft gründen, da sie dann Milch teurer verwerten können. Dies geschah auch und man ließ den früheren Milchlieferanten Wallner stehen. Mit der Firma wurde ein Kontrakt geschlossen und bereits in einigen Tagen kamen die neuen Milchapparate, Gegenstände für den Kühlraum usw.
Dies alles kostete ein riesiges Geld. Als Draufgabe hat nun aber auch die Wiener Firma die Abnahme der Milch mit dem Bemerken verweigert, dass diese sauer wird. Zwei Obmänner fuhren nach Wien um andere Abnehmer zu finden, dass aber im Frühling sehr schwer ist. Auch der frühere Lieferant nimmt die Milch nicht, so bleibt dies den Leuten auf dem Hals, auch haben sie die Einrichtungsgegenstände und die grossen Regiekosten zu zahlen.“
(Radikal vom 5. Mai 1912, S. 2-3)
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