Am 16. Dezember 1928 veröffentlichte die Tageszeitung „Das Burgenland“ den Bericht: „Große Auswanderungslust nach Südamerika. In der Bewohnerschaft der kleinen Gemeinde Markt Hodis scheint der Teufel hineingefahren zu sein, da man in den letzten Tagen große Auswanderungen ganzer Familien feststellen mußte und bereits in den nächsten Tagen neuerdings ein kleinerer Transport abgeht. […]“
Zudem wurde berichtet, dass sogar der Bürgermeister, der zugleich Grundbesitzer und Gemischtwarenhändler sei, als auch der Gastwirt, der ebenfalls einen großen Beisitz habe, ausgewandert seien. Der Bericht schlug „hohe Wellen“ und das Wanderungsamt im Bundeskanzleramt vermutete eine unerlaubte Propaganda und schaltete die Behörden ein. Die Gendarmerie in Rechnitz führte Erhebungen durch, stellte eine ganz andere Situation in Markt Hodis fest und berichtete beschwichtigend am 31. Jänner 1929 der Bezirkshauptmannschaft in Oberwart:
„Von der Gemeinde Markthodis sind in letzter Zeit – Ende 1928 bis heute – 5 Personen nach Südamerika und Kanada ausgewandert und zwar: Johann F. gewesener Bürgermeister von Markthodis; […] Er hat bereits seit dem Jahre 1923 von seinem in Nordamerika weilenden Schwager sämtliche zur Auswanderung notwendigen Papiere in seinem Besitz gehabt, doch konnte er mit Rücksicht auf die niedrige jährliche Einwanderungsquote nicht zur Abreise kommen. […] Johann F. hat außer einem Hause mit einer kleinen Gemischtwarenhandlung und ca. 1 Joch Grund keinen sonstigen Besitz, ist von Beruf Maurer und hofft bei günstiger Arbeitsgelegenheit sich von Beruf Maurer und hofft bei günstiger Arbeitsgelegenheit sich innerhalb einiger Jahre einen Notgroschen für das Alter zurücklegen zu können.
Samuel K. hat zwar einen ziemlich großen Besitz, ein Haus mit Gasthausbetrieb und ca. 40 Joch Grund in Markthodis, doch ist dieser Besitz mit 46.000 S. belastet und wäre K. beinahe gezwungen gewesen seinen Besitz zu verkaufen. K. hat in den letzten Jahren teils durch verfehlte Spekulationen beim Holzhandel, teils durch verlorene Prozesse seinen Besitz in der angeführten Höhe belastet und hofft nun mit Hilfe seiner zwei mit ihm ausgewanderten Söhnen, sowie seines in Buenos Aires wohnhaften Schwiegersohnes, der im Gastgewerbe tätig ist und sehr gut verdienen soll, die Schulden nach und nach abstoßen zu können […].
Julius W., der vor einigen Jahren sein Gasthaus in Markthodis verkauft, […] ist als Lebemann bekannt, hat in Markthodis keinerlei Einkommen gehabt und das von seiner Gattin geführte Gemischtwarengeschäft seines Schwiegervaters durch unvernünftiges Wirtschaften ziemlich mit Schulden belastet. […]
Außer den vorgenannten Personen ist von der Gemeinde Markthodis in letzter Zeit niemand nach Amerika ausgewandert und kann somit von einer Auswanderung zahlreicher Personen aus der genannten Gemeinde nicht gesprochen werden. […]“
(BLA. Polizei, 1-130. 122/29)
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