Die Landesverwaltung im Burgenland ging davon aus, dass unstete „Zigeuner“ eine Gefahr für die Bevölkerung darstellten und „Zigeuner“ mit festem Wohnsitz besser kontrollierbar und leichter in die dörfliche Gesellschaft integrierbar seien. So kam es 1924 zu der Auflage, dass die einzelnen Gemeinden für die Unterbringung der „Zigeuner“ durch die Bereitstellung von Grundstücken oder Wohnungen zu sorgen hatten. Die Überlassung eines Grundstückes zur Errichtung einer Siedlung (Kolonie) sollte in Form von Pacht geschehen. Auf diese Art und Weise erfolgte die Ansiedlung auch in der Gemeinde Halbturn, die vier Jahre später über das Projekt euphorisch berichtete.
Gemeinde Halbturn an die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See am 12.4.1928: „Die Gemeindevertretung Halbturn hat den nach Halbturn zuständigen Zigeunern in der Gemeinde selbst einen Grund zur Verfügung gestellt, und zwar kostenlos und die Zigeuner haben sich auf diesen Platz bereits vier kleine Wohnhütten aufgestellt. Diese werden von den Zigeunern infolge der steten Kontrolle und Beaufsichtigung sowohl durch die Gemeinde als auch seitens der Gendarmerie sehr rein und nett gehalten, machen einen sehr netten Eindruck sind stets frisch geweissnet und es ist auch die ganze Umgebung bei diesen Wohnstätten sehr rein. Es sind vier Familien dortselbst untergebracht und zwar Uyvari Stefan, Uyvari Georg und Elisabeth und Anton Horvath.
Uyvari Stefan, Uyvari Georg und Horvath Anton haben Lizenzen als Marktfahrer mit Zuckerwaren, verdingen sich auch nach Möglichkeit als Taglöhner und sind bereits seit dem Jahr 1922 ständig ansässig und geben zu wenig Klagen Anlass. Uyvari Elisabeth ist erst seit dem Vorjahr mit ihren Kindern in Halbturn, dieselbe war früher in Nickelsdorf und es kann dermalen noch kein Urteil abgegeben werden, ob sie mit ihren Kindern auf den zugewiesenen Platz ausharren wird. Erwachsene Kinder derselben ziehen noch fortwährend herum. Desgleichen ist auch noch Uyvari Maria mit ihren Kindern noch sehr unstet, dieselbe soll angeblich mit einem Zigeuner in Marz verheiratet leben, kommt jeden Jahres einige Male nach Halbturn ohne sich aber länger hier aufzuhalten.
Der den Zigeunern zugewiesene Platz an die Zigeuner erfolgte kostenlos, verbleibt jedoch Eigentum der Gemeinde. Die aufgestellten Wohnhütten ähneln sehr stark den Schrebergartenhütten. Die Gemeinde hofft, dass die drei Familien bestimmt ständig auf diesen Platz bleiben und einen anständigen Lebenswandel führen werden, dieselben schicken auch ihre Kinder regelmäßig in die Schule und halten die Kinder rein und nett.“
Gezeichnet: Der Bürgermeister und der Oberamtmann
(Gemeindearchiv Halbturn, 1928, Zl. 468/28)
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