Die Großtrappe, die im Bezirk Neusiedl am See, auf der Parndorfer Platte und im Hanság heimisch ist, war schon immer eine beliebte Jagdtrophäe. Im 19. Jahrhundert vergnügten sich das adelige Jagdpublikum, im 20. Jahrhundert die politische Prominenz, wie der Gauleiter von Wien Josef Bürckel, Bundeskanzler Leopold Figl oder ranghohe sowjetische Besatzungsoffiziere, mit der Jagd. Auch der Fremdenverkehr entdeckte die Trappenjagd nach 1945 als mögliche Einnahmequelle. 1954 wurde einem Reisebüro plötzlich durch die Bezirkshauptmannschaft die Menge an Trappenabschüssen von neun auf vier reduziert.

© Fam. Ludwig, Halbturn
Bundeskanzler Leopold Figl bei der Trappenjagd im Andauer Hanság 1952.

Aus diesem Grund wandte man sich mit einem Schreiben an den Regierungsforstdirektor Nationalrat Franz Strobl: „[…] Wir erlauben uns, hiezu folgendes zu bemerken:
1) Vor zwei Jahren haben wir schwedische und dänische Gastjäger unter Leitung des Herrn Oberhofjägermeisters Graf Löwenhaupt ins Burgenland gebracht und, wie Sie, sehr geehrter Herr Nationalrat wissen, hatten Sie selbst die Freundlichkeit, diese Gruppe zum Neusiedler See zu bringen. Ihre Einstellung den Ausländern gegenüber war durchaus positiv.
2) Wir sind weitestgehend bemüht, das Burgenland dem Fremdenverkehr zu erschließen und finden daher die Äußerung Ihres Herrn Oberamtmannes Krugholz überaus befremdend, sehr zum Schaden des Fremdenverkehrs und unseren Aufgaben als Reisebüro zuwiderlaufend.
3) Wir geben zu bedenken, daß wir eigene Jagdreviere im Burgenland für Abschüsse übernommen haben, daß wir schon jetzt zum Schnepfenstrich Ausländer ins Burgenland gebracht haben, daß wir in nächster Zukunft auch Sportangler an den Neusiedler See bringen werden, kurzum daß wir alles tun, um das Burgenland kapitalkräftige Fremde aus Devisenländern zuzuführen.
(Burgenländisches Landesarchiv: Regierungsarchiv. Abt. XII. 1954. Zl. XII/6-112-54)
Von den rund 700 Exemplaren in den 1940er Jahren schrumpfte die Population bis Ende des 20. Jahrhunderts auf rund 60 Vögel. Durch Jagdverbote und Schutzmaßnahmen konnte die Population des schwersten flugfähigen Vogels in unserer Region bis 2016 wieder auf rund 500 Stück ansteigen.