Die Anzahl der Nahversorger hat sich in den vergangenen Jahren im Burgenland dramatisch reduziert. Gab es 1995 noch rund 700 Lebensmittelhändler im Burgenland, so waren es 2012 nur mehr 485. In über 100 Ortsteilen im Burgenland gibt es keinen Lebensmittelhändler mehr und die Nahversorgung für weniger mobile Personen ist vielfach nur noch unzureichend sichergestellt. Auch in der Gemeinde Hannersdorf im Bezirk Oberwart schloss 2017 das letzte Lebensmittelgeschäft. Nach 94 Jahren entschloss sich der Besitzer, den Betrieb zu schließen, und verabschiedete sich mit einem Aushang von seinen Kunden:

„Hundert Jahre. Drei Generationen. Ein Danke.
Zwischenkriegszeit, Auswanderungswelle, Inflation: 1923 war kein einfaches Jahr, schon gar nicht für riskante Entscheidungen, doch Rudolf Werderitsch traf trotzdem eine. Mit erst 25 Jahren gründete er im Herzen von Hannersdorf eine kleine Greißlerei und legte damit den Grundstein für ein fast hundert Jahre andauerndes Familienunternehmen.
Er führte den Laden gemeinsam mit seiner Frau, sie haben zwei Kinder und die Tochter Maria Gabriel übernimmt den Laden 1975 mit 35 Jahren. Nach dem frühen Tod ihres Mannes ist sie auf sich gestellt, sie leitet das Geschäft allein und zieht gleichzeitig drei Kinder groß. Die Kinder helfen von klein auf mit, ihr ältester Sohn Günter ist erst elf Jahre alt, als sein Vater stirbt. Er macht früh eine Ausbildung zum Handelskaufmann und übernimmt 1996 den Laden schließlich ganz.
Bis heute ist das Geschäft ein Familienunternehmen, wenn einer nicht kann, helfen andere mit. Knapp vor Erreichen der 100-Jahr-Marke schließt das Geschäft nun am 11. Februar 2017. Gesundheitliche und wirtschaftliche Umstände machen diesen Schritt nötig.
Ohne die Unterstützung vieler liebgewonnener Kunden wäre die Geschichte des Ladens nicht so verlaufen. Die Familie Gabriel bedankt sich bei allen Wegbegleitern für ihren Zuspruch und ihre Treue. Nach fast hundert Jahren ist diese Kapitel unserer Familie zu Ende – wir freuen uns auf weitere!
Danke! Ihre Familie Gabriel“
(Aushang beim Geschäft im Februar 2017, Danke an Günther-Lukas Wukits, Dürnbach)