Eine Flut von Verordnungen wurde nach der Gründung der Räterepublik in Ungarn erlassen. Neben dem politischen und wirtschaftlichen Umbau des Staates waren diese Reformen auch ein gesellschaftliches Experiment. So sollten Alkohol-, Tanz- oder Kartenspielverbote dafür sorgen, einen „neuen sozialistischen Menschen“ zu schaffen. Diese „neuen Normen“ standen jedoch im Widerspruch zu den dörflichen Traditionen. Aus diesem Grund versuchten die politisch Verantwortlichen einen Kompromiss zu finden, so beispielsweise beim Kirtagsfest in Königsdorf.
„Königsdorf. Am 29. Mai ward bei uns das Kirchweihfest gefeiert. Käufer hätten sich viele eingefunden, aber keine Kaufleute nicht. Der Marktplatz war leer. Unserem Direktorium war es gelungen, vom Bezirks-Volkskommissär für diesen Tag die Weinschankerlaubnis zu bekommen und zwar pro Kopf ½ Liter. Das machte den Gastwirten wie auch den anderen Freude. Die Ordnung und Ruhe ward überall eingehalten. Da es keine Tanzunterhaltung gab, strömte die Jugend dem Ringelspiel zu, das wohl die schönsten Einkünfte vom ganzen Kirchtag gehabt haben wird. […]“
(Ödenburger Proletarier vom 25. Juli 1919. S. 3)
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