Die antiklerikale Politik des NS-Regimes, wie etwa die Beseitigung des katholischen Schulwesens, zahlreiche Klosteraufhebungen oder unzählige Religionsbehinderungen, führten dazu, dass sich einzelne Priester oder Ordensangehörige zu Opposition und Widerstand entschlossen. Der Widerstand beschränkte sich auf Einzelpersonen, die sich in individuellen Handlungen gegen das von ihnen als unchristlich empfundene NS-Regime stellten. Vielfach handelte es sich dabei um öffentliche negative Äußerungen zur politischen, besonders zur außenpolitischen Lage und zu Kriegsereignissen. Das NS-Regime ging gegen diesen Widerstand gnadenlos vor. Neben Berufsverboten, Versetzungen und Verhaftungen wurden auch drei Priester aus dem Bereich der Apostolischen Administratur Burgenland im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, so auch Pater Richard Wolf von Mönchhof. Er wurde im September 1941 von der Gestapo wegen „Zersetzung der Wehrkraft und Erschütterung des Vertrauens zur NSDAP“ verhaftet, da er in einer Predigt verkündet hatte: „Auch in unserer Zeit brauchen wir die Hilfe und Gnade des hl. Geistes mehr denn je, denn wir leben in einer Zeit der Zersetzung und Auflösung, wir stehen in der Mitte einer Weltkatastrophe. Feinde umgeben uns von allen Seiten und trostlos ist der Ausblick in die Zukunft“. Nach der Haft in Wien wurde er am 31. Oktober 1941 nach Dachau überstellt. In einem Brief, der zuvor zensuriert worden war, an Pater Wilhelm, seinen Nachfolger in Mönchhof, beschrieb er die Weihnachtstage im Konzentrationslager Dachau:
„11.1.1942. Lieber Wilhelm!
Ich danke Dir und Euch allen, daß ihr am hl. Weihnachtsabend im Gedanken bei mir waret. Kannst Dir denken, auch meine Gedanken waren bei Euch. Ebenso am Sylvesterabend. Wie wohl tat mir wieder Dein Brief und die wenigen Neuigkeiten von daheim. Da gleich eine Bemerkung. Beim nächsten Brief nicht vergessen auf den Absender, sonst wird es mir nicht ausgehändigt. In Bezug auf Geld, habe ich alles bekommen, auch das von der Polizei Wien wurde mir überwiesen. […] Wir können wegen der Feiertage erst jetzt wieder schreiben. Von nun an geht es wieder regelmäßig. Mir geht es soweit gut, nur meine Augengläser sind hin und hier kann mans nicht machen lassen. Im Tisch daheim liegen noch 2-3 paar. Wie geht es euch allen? Alles gesund? Sind viele eingerückt. Hoffentlich niemand gefallen. Die Glocken müssen bald überall abgenommen werden. Schreibt bald wieder. Weihnachten war ganz schön bei uns, sogar assistiert. Gott erhalte mir und Euch die Gesundheit und es grüßt Euch alle Thomas und die ganzen Insassen mit Bekannten. Euer Peter.“
Und im folgenden Brief am 25.1.1942:
„[…] In der Messe habe ich schon Euch gedacht und eingeschlossen in meine Gebete. Es freut mich besonders, daß Ihr so schön Weihnachten gefeiert habt. Es wird schon alles gut sein, wenn wir füreinander beten. – Bei uns momentan sehr kalt, fast immer um 30° herum. Aber wir halten durch. Wenn nur die Gesundheit anhält. Und das ist bis jetzt der Fall. Immer einen guten Schlaf und Träume von der Heimat. […] Noch eine Frage: wieviel Wein haben wir gelesen und wie ist er geraten? Hoffentlich denkt Ihr bei manchem Glas auch an mich. Zum Schluß grüße ich Euch alle recht herzlich. […] Euer Peter“
(Stiftsarchiv Heiligenkreuz, Rubr. 5, farc. R. Briefe des P. Richard Peter Wolf aus Dachau an P. Wilhelm Goll 1941-1945) – Dank an P. Meinrad Tomann für die zur Verfügungstellung)
Pater Richard Wolf blieb bis zum 11. April 1945 im KZ Dachau inhaftiert. Während seiner Haft im KZ Dachau hatte er körperliche Misshandlungen zu erleiden und trug gesundheitliche Schäden davon.
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