Dem jungen Bundesland Burgenland fehlte es bei seiner Angliederung an Österreich an Beamten. Auf Grund der ungarischen Magyarisierungspolitik waren gut ausgebildete deutschsprachige Beamte Mangelware. Ein Großteil der führenden Beamten des Burgenlandes musste daher von anderen österreichischen Bundesländern oder den ehemaligen Kronländern, wie beispielsweise Böhmen und Mähren, rekrutiert werden. So manch „eingesessener“ Burgenländer dürfte davon nicht begeistert gewesen sein. So leitete das Landesgendarmeriekommando am 8. Mai 1924 den Bericht des Revierinspektors des Postens Schlainingstadt an die Bezirkshauptmannschaft Oberwart weiter. Darin hieß es:
„Am 1. Mai anlässlich der Maifeier in Schlainingstadt hätte Landeshauptmannstellvertreter Leser aus Sauerbrunn kommen und die Festrede hatten sollen.
Aus bisher unbekannten Gründen ist Leser nicht erschienen, weshalb die erschienen Festteilnehmer der einzelnen Ortschaften nach 4stündigen Warten unverrichteter Dinge heimzogen und waren alle Erschienen über das Nichteintreffen des Leser sehr aufgebracht, wozu wohl auch der Genuss geistiger Getränke beitrug.
Im Laufe des Nachmittags des genannten Tages befand sich der sozialdemokratische Bürgermeister Johann Trimmel aus Altschlaining mit mehreren anderen Personen im Gasthause des Karl Ott in Schlainingstadt und äusserte sich über die Führer der eignen Partei in ganz abfälliger Weise, sowie er auch nachstehende Äusserungen betrüglich der Beamtenschaft machte und zwar sagte er: ‚Wir Burgenländer brauchen keine fremden beamten, wir brauchen keine Steirer, Keine Österreicher, keine Böhm, wir wollen unser Land selbst verwalten und wenn wir dies nicht können, geh´n wir dorthin, wo wir früher waren.‘ Weiters sagte Trimmel: ‚Ich war 10 Jahre in Ungarn, ich bin und bleib Magyar.‘
Obwohl Trimmel von einigen mit am Tische sitzenden Personen dieserwegen zurechtgewiesen wurde, stimmten ihm andere zu und wird hiezu bemerkt, dass sich Trimmel bereits im angeheiterten Zustande befand.
Hievon wird die Anzeige dem beigefügten erstattet, dass im bisherigen Verkehr mit Trimmel eine derartige Gesinnung nicht konstatiert werden konnte.“
(BLA, Polizei 1924. 301-880. 881/24)
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