Ende der 1950er Jahre entdeckten immer mehr Gäste aus Deutschland den Seewinkel und waren von seiner Landschaft, den „verschlafenen Dörfern“ und den Menschen begeistert. Der aufkommende Fremdenverkehr brachte eine wirtschaftliche Entwicklung in die Region und sehr bald wurde diese auch optisch sichtbar. Der Bauboom, der das Ortsbild massiv veränderte, wurde von einigen Gästen mit Schrecken wahrgenommen und skeptisch beurteilt. So schreibt beispielsweise eine Urlauberfamilie aus Lübeck an das Bundesdenkmalamt in Wien am 18. August 1959.
„[…] Später fuhren wir ins Burgenland, besonders Rust hat uns mit seinen barocken bäuerlichen Häusern ausnehmend gut gefallen. […] Ich persönlich finde, die Neubauten in Rust am See hätten sicher mit den gleichen Mitteln schöner und stilvoller gemacht werden können, aber leider ist es wohl ein Zeichen der Zeit. […]
Schmerzlich empfinde ich, wenn Altes nicht liebevoll bewahrt wird. Ein trauriges Zeichen für Modernisierung erlebten wir in Podersdorf, wo wir ursprünglich weiter 10 Tage bleiben wollten, aber nach der ersten Nacht fast fluchtartig nach Rust zurückkehrten. Dem Ort hat die Baufreudigkeit und wohl die aufblühende Fremdenwerbung eine Maske aufgesetzt, durch die nur noch sehr spärlich das alte schöne Dorf schimmert. Wir erwarteten durchaus keine Luxushotels und wären mit jedem stilvollen sauberen Bauernhaus ohne fließendem Wasser zufrieden gewesen, aber was uns in Podersdorf an unpersönlichen Unterkünften geboten wurde, war unvorstellbar. Die halbfertigen unschönen Häuser, die simplen Gaststätten, die Buddelecken und Plätze, die noch viel Unschönes ahnen lassen, verderben mehr als sie mal nützen. […]
Sollte es nicht möglich sein, Orte wie Podersdorf zu Ferienorten zu machen du trotzdem ihre Eigenart besser wahren, das machen bestimmt keine kostümierten, musizierenden Zigeuner. […] Wir haben Bilder von Podersdorf gesehen, die vor 3 Jahren gemacht wurden und Schilderungen von früher gehört, wie hat sich in der kurzen Zeit der Ort verändert! Eine Woche später sind wir wieder durch Podersdorf gekommen, dort sahen wir, wie in der Zwischenzeit wieder ein strohgedecktes Haus verschwunden war. Wir haben in einigen Höfen des Burgenlandes den Besitzern unsere Freude über ihre schönen Häuser zum Ausdruck gebracht, die meisten gaben zu, nicht begeistert von ihrem Besitz zu sein und sehnten sich nach Modernisierung. […]
Ich bin nicht dafür, dass man leider durch den sinnlosen Krieg irgendwo Zerstörtes wieder genau im alten Stil aufbaut, aber das gerettete sollte man liebevollretten, denn wir haben leider manchmal gesehen, die Fremdenverkehrsindustrie veränderte oft Orte so zur Unkenntlichkeit wie Krieg. […]“
(BLA. 1960. XII/6-291-60)
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