Tausende Männer und Frauen aus dem Mittel- und Südburgenland begaben sich jedes Jahr als landwirtschaftliche Saisonarbeiter auf die Großgrundbesitzungen in das Nordburgenland. Ihre kleinen bescheidenen Besitztümer in ihren Heimatdörfern reichten meist nicht aus, das nötige Einkommen zu sichern. Die Löhne auf den Gutshöfen entsprachen jedoch nicht immer den Vorstellungen der Arbeitskräfte, wie ein Bericht des Gendarmeriepostens Deutsch Jahrndorf an die BH Neusiedl am See am 8. Oktober 1937 zeigt:
„Am 7.Oktober 1937 früh haben zk.70 Arbeiter aus den Gemeinden Nikitsch, Horitschon, Deutschkreutz die Arbeit verweigert u. sind nicht mehr auf die Felder Paradeiser pflücken gegangen, trotzdem ihnen von der Betriebsführung der Lohn von 50 auf 60 g. pro Kiste erhöht wurde. Als Grund der Arbeitsverweigerung geben die Arbeiter geringen Verdienst an, der ungeachtet der Lohnerhöhung, kaum für die Kost hinreicht. Die geringe Verdienstmöglichkeit sei eingetreten, weil die Haupternte bereits eingebracht ist und, daß die nunmehr erst nachträglich reifwerdende Paradeiser so gering vorkommen, daß gute Pflücker bei vorher hoher Leistung angeblich nur höchstens 6 bis 7 Kisten pro Tag zusammenbringen können.
Anmerkung: In den Aufarbeitswerkstätten (Fabriken) verdienen die Arbeiter 30 g pro Stunde. Die Arbeitszeit beträgt 12 Stunden, abzüglich der Mittags- und Jausenzeit. Die Akkordarbeiten auf den Paradeisfeldern beginnen beim Morgengrauen und enden mit der Dämmerung.“
(BLA. BH-ND-Polizei 1937. XIII-222/5)
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