Mit dem Rohrstaberl, Rute oder Lineal Schläge auf die Handflächen oder Gesäß, Ohrfeigen, Kopfnüsse, an den Haaren ziehen, auf einem kantigen Holzscheit knien lassen und andere Körperstrafen gehörten lange Zeit zum Schulalltag. Für die Lehrerinnen und Lehrer, die diese anwandten, war es ein „notwendiges erzieherisches Mittel“ – auch „gesunde Watschen“ genannt – um die Ordnung in den vielfach überfüllten Klassen aufrechtzuerhalten. Vielfach wurden durch Prügel pädagogische Mängel kompensiert. Seit 1974 gibt es in Österreichs Schulen das „Verbot der körperlichen Züchtigung“. Die „Rohstaberl-Pädagogik“ war auch im Burgenland weit verbreitet. Dies erkennt man beispielsweise in einem Schreiben eines Schülers aus Rust im April 1951. Der Lehrer hatte ihm aufgetragen, seinen Unterricht zu beschreiben:
„Sehr geehrter Herr Fachlehrer!
Diesmal haben Sie mich vor eine ganz besondere Aufgabe gestellt. Ich als Schüler soll Ihnen schreiben, wie ich mit Ihnen zufrieden bin.
Ihre Vortragsweise in allen Gegenständen ist eine sehr angenehme. In deutscher Sprache könnte ich mir keine bessere Lehrkraft wünschen. Ich komme in Deutsch auch ganz gut mit. Aber bei den Prüfungen in Geschichte und Erdkunde hat es öfter einen Hacken. So habe ich vor Kurzem wieder einmal tüchtig daneben geschlagen und dafür einen Fünfer bekommen. Ich werde mich bemühen diese Note wieder auszubessern. Einmal habe ich von Ihnen eine Ohrfeige bekommen, die war wahrlich nicht angenehm, die habe ich mir gemerkt. Erst das Ziehen an den Haaren, wo Sie immer dazu sagen „wie er wächst“, ist eine verdammte Sache, damit kann ich nicht ganz zufrieden sein. Die kommenden Osterferien machen mir bestimmt mehr Freude.
Ihnen geehrter Herr Fachlehrer, wünsche ich recht angenehme Feiertage und Auf wiederseh´n nach Ostern.
Es grüßt Sie herzlich Ihr ergebener Schüler“
(Meyer Krimhilde, Ruster „Stradivari“ Rust 2009. S. 92)
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