Der 1890 in Unterloisdorf geborene Stefan Tiefenthaler trat nach seiner Schulausbildung dem Benediktinerorden bei und unterrichtete als Dr. der Mathematik im Stiftsgymnasium in Pannonhalma. Vom ungarischen Nationalismus beeindruckt, änderte er seinen Namen auf Tihanyi und sprach sich gegen eine Angliederung Deutsch-Westungarns an Österreich aus. 1924 kehrte er in seine Heimat zurück, war zunächst Kooperator in Pinkafeld und danach im Schuldienst in Güssing und Eisenstadt tätig, bevor er in den Landesdienst wechselte. Nach massiven Vorwürfen gegen Landeshauptmann Ing. Hans Sylvester kam es zu einem Prozess, in dem er wegen Verleumdung zu vier Jahren Kerker verurteilt und in der Justizanstalt Stein inhaftiert wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 wurde er als Häftling von der GESTAPO übernommen und in das KZ Sachsenhausen bei Oranienburg überstellt, wo er am 30. August 1940 seinen Tod fand.
Bereits am 7. März 1940 fertigte Dr. Stefan Tiefenthaler ein Testament an, welches zum Inhalt hatte:
„Mein Leben war ein Opfergang, der mich zum Schluss in Kerker geführt, wo ich Jahre lang unschuldig büssen musste. In der Folge- nach Abbüssung der Strafhaft – wurde ich noch in Schutzhaft genommen, wo mich der Schlag getroffen hat und ich ins Inquisitenspital Wien überstellt wurde, wo ich dieses Testament schreibe:
Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und im Namen unseres Herrn Jesu Christi, als dessen treuer Soldat ich gelebt habe und sterben will, verfüge ich über mein restliches Vermögen, wir folgt:
Ich wünsche, dass alle meine Verwandten und Bekannten, die mir in meinem Lebenskampf, besonders in den schweren Kerker-Jahren treu zur Seite standen, für ihre Treue belohnt werden:
I.) Meine Schwester Berta Horvath, geb. Tiefenthaler, wohnhaft dzt. In Magyarovar, Frigyes kir. Herceg utca 83 setze ich als meine Generalerbin ein. […]
- Meine Schwester hat zu sorgen, dass ich im Friedhof Unterloisdorf beim Friedhofskreuz beerdigt werde und mir ein Grabstein gesetzt werde mit folgender Aufschrift: Hier ruhet Dr. Stephan Markus Tiefenthaler, Benediktinerprofessor Ehrenbürger der Gemeinde Unterlosidorf, der für seine Mitmenschen viel gelitten hat. Er war ein wahrer Freund seiner Landsleute. Die beiden Wiesen (Hauswiese und Mannersdorferwiese) vermache ich der Gemeinde Unterloisdorf zum Zwecke, dass die von mir der Gemeinde versprochene Einfriedung des Friedhofes durchgeführt werden kann. Aus dem betrage, wenn er reicht, soll ein Grabstein für mich errichten lassen. Ausserdem soll die Gemeinde jährlich 2 hl. Messen lesen lassen uzw. am 17. Sept., u. 17 Okt. u. an meinen Sterbetag – 10 Jahre lang nach meinem Tode. […]
Somit glaube ich mein kleines Vermögen derart verteilt zu haben, dass alle, die um mich gesorgt haben, etwas erhalten haben. Grossen Dank bin ich den Benediktiner-Orden schuldig, den ich aber nur mit Gebet im Himmel bei unserem Herrn Jesu Christi abstatten kann. Ich empfehle meine Seele dem Herrn.
Dr. Stephan Marbius Tiefenthaler eh OSB
Wien, am 7. März 1940“
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