Vielfach begeistert und euphorisch bejubelt zogen Millionen Soldaten in den „Großen Krieg“. Bald folgte die Ernüchterung. Tod, Verstümmelung oder Krankheit waren schnell ständige Begleiter. Kriegsmüdigkeit oder Pazifismus wurden während des Krieges von oberer Stelle nicht geduldet und bekämpft. Erst nach Kriegsende wurde die „Antikriegsstimmung“ bewusster in der Bevölkerung wahrgenommen und selbst in Eisenstadt kam es zu einer „Antikriegsdemonstration“. So meldete das Polizeikommissariat am 28. Juli 1924 über eine Invalidendemonstration in Eisenstadt:
„Am 27. Juli 1924 vormittags 10 ½ Uhr fand in Eisenstadt eine Invalidendemonstration „Nie wieder Krieg“ am Schlossplatze statt. Anwesend waren, die Zuschauer mit inbegriffen, zirka 1000 Personen. Als Redner waren erschienen die Herren Sailer, Nationalrat und Hubert Bauer, Delegierter der Invalidenvereinigung in Eisenstadt.
Die Invaliden versammelten sich vor der Kalvarienkirche in Oberberg-Eisenstadt, von wo sie in geschlossenen Reihen durch die Hauptgasse, Pfarrgasse auf den Schlossplatz zogen. Dem Zuge voran wurden Tafeln mit folgenden Aufschriften getragen: „Nie wieder Krieg“, Wenn dich das Vaterland braucht, musst du parieren, wenn du das Vaterland brauchst musst du krepieren“. Nationalrat Sailer führte in seiner Rede aus, dass jetzt 10 Jahre verflossen sind, seit der grosse „Völkermord“ seinen Anfang nahm, wo Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten und Millionen Menschen als Krüppel in die Heimat zurückkehrten und welche dafür jetzt keinen Dank haben. Redner sagte, die Hauptschuld am Kriege trage Österreich, denn die Dynastie der Habsburger und der deutschen Hohenzollern haben den Krieg heraufbeschworen, wo es noch Möglichkeiten gegeben hätte, denselben zu vermeiden. Um in Zukunft einen so entsetzlichen Krieg zu vermeiden, sei es notwendig, daß alle Menschen ohne Unterschied der Parteien sich zusammenschließen in den Ruf: „Nie wieder Krieg“.
Delegierter Hubert Bauer schloss sich den Ausführungen des Nationalrates Sailer vollständig an. Schluss der Demonstration 12 Uhr. Die Versammelten zerstreuten sich in voller Ruhe und Ordnung.“ (BLA. Polizei 1924 (4-5)
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