In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945, kurz vor Kriegsende, wurden ungefähr 180 kranke und körperlich geschwächte ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe des Kreuzstadls in Rechnitz ermordet und verscharrt. Die Mörder hatten zuvor am NSDAP-Kameradschaftsfest im örtlichen Schloss teilgenommen. Am nächsten Abend wurden weitere 18 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter, die am Vortag als Totengräber beim Kreuzstadl fungieren mussten, ermordet. Ihre Leichen konnten Jahrzehnte später bei der Schlachtbrücke exhumiert werden. Die Verantwortlichen des Massakers von Rechnitz konnten nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Sie entzogen sich durch Flucht ihrer Verantwortung. Obwohl die Lage des Massengrabes noch in den 1960er Jahren beschrieben wurde, kam es zu keiner Öffnung des Grabes und würdevoller Beisetzung der Opfer.
Der Ort des Verbrechens sowie die Opfer selbst gerieten immer mehr in Vergessenheit. Erst durch das intensive Engagement des Vereines RE.F.U.G.I.U.S. (Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative und Stiftung) wurde der Kreuzstadl bei Rechnitz zum bedeutendsten Gedenkort im Burgenland. Nach dem Massengrab wurde weitergesucht und man hoffte auf Hinweise aus der Bevölkerung.
Im Zuge der Dreharbeiten zum Film „Totschweigen“ von Margareta Heinrich und Eduard Erne kam es am 24. November 1990 zu einem Aufruf des katholischen Dechants Andreas Wurzer, des evangelischen Pfarrers Ulrich Haas und des ehemaligen Hauptschuldirektors Wilhelm Gregorich an die Rechnitzer Bevölkerung, um mögliche Hinweise über die Lage des Massengrabes zu erhalten:
„Es geht weder um Schuldzuweisung, noch um die Aufklärung der Vorkommnisse, die schon lange zurückliegen. Es geht darum, was jeder Mensch sich wünscht: Ein seinem Glauben und Wunsch entsprechendes Begräbnis zu erhalten. Und das hat nichts mit Politik oder herumstochern in der Vergangenheit zu tun. Das ist ein Grundrecht jedes Menschen. Jeder weiß, dass viele in Rechnitz – Alte und Junge_ wissen, wo beim Kreuzstadl die Gräber sein könnten. Wenn wir alle diese Hinweise und Informationen zusammensammeln, dann besteht Hoffnung, dass endlich Friede einkehrt in diese Geschichte.“
(Aus: Eva Schwarzmayer, Christine Teuschler. Der Kreuzstadl in Rechnitz – ein Mahnmal für die Opfer des Südostwallbaus. In: Die Mühen der Erinnerung. Zeitgeschichtliche Aufklärung gegen den Gedächtnisschwund. Band 1. Schulhelft 105. Wien 2002. S. 98)
Das Grab der rund 200 ungarischen Juden, die beim Kreuzstadl getötet wurden, blieb trotz intensiver Suche und Grabungen bislang unentdeckt.
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