Im Dezember 1948 erhielt Berta B. in Zahling von der Burgenländischen Landesregierung den Bescheid, dass ihrem Ansuchen um Zuerkennung einer Amtsbescheinigung nach dem Opferfürsorgegesetz nicht Folge geleistet werde. Als Begründung wurde angegeben, dass ihr Gatte Josef B., geb. 1898 in Zahling, Mitglied der NSDAP gewesen sei und somit nach dem Gesetz keine Anspruchsberechtigung bestehe, da „die Mitgliedschaft ein Verhalten darstellt, das im Widerspruch mit den Gedanken und Zielen eines freien, demokratischen Österreichs steht“.
Josef B., der Gatte der Antragstellerin, wurde im Zuge der Aufdeckung einer homosexuellen Affäre innerhalb der NSDAP Ortsgruppe Zahling, wo er scheinbar der Anzeiger gewesen sein soll, verhaftet und in das Bezirksgefängnis Jennersdorf gebracht, wo er sich angeblich am 20. März 1939 erhängte.
Im Zuge der Prüfung des Antrages stellte das Gendarmeriepostenkommando Eltendorf Erhebungen an und berichtete u.a. an die Bezirkshauptmannschaft Jennersdorf: „Im Februar 1939 wurde in Zahling eine homosexuelle Betätigung aufgedeckt, wobei mehrere Personen verhaftet wurden. Darunter befanden sich auch einige ehemalige Nationalsozialisten. Diese Betätigung soll vermutlich von Kaufmann Josef B., welcher ebenfalls Mitglied der NSDAP war, angezeigt worden sein. Dadurch entstand unter den besten Freunden der NSDAP in Zahling eine gewisse Gehässigkeit gegen B.
Auf Grund des vorerwähnten Umstandes wurde gegen B. von unbekannten Personen, vermutlich durch den damaligen Schulleiter Gustav P., welcher einer der fanatischsten NS war, im März 1939 bei der NSDAP-Kreisleitung in Fürstenfeld die Anzeige erstattet, dass B. sich sowohl mit Schmuggel als auch mit Abhören von Auslandsendern befasst und die vom ihm erstattete Anzeige wegen homosexueller Betätigung zum Grossteil eine Verleumdung NS-Mitglieder war. […]“
Berta B. erhielt keine finanzielle Unterstützung im Zuge des Opferfürsorgegesetzes. Sie führte 1948 weiterhin eine kleine Gemischtwarenhandlung in Zahling, mit der sie kaum das Auskommen fand. Der monatliche Umsatz betrug lediglich 2.000 S., wobei sie noch für das Geschäft und die Wohnung Miete zu zahlen hatte. Auf Grund einer Krankheit war sie nicht voll arbeitsfähig und musste allein für ihre schwerkranke Tochter sorgen. Ihr Sohn war im Krieg gefallen. Ein Bittbrief an die Bezirkshauptmannschaft Jennersdorf schloss sie mit den Worten: „[…] Da ich durch die Nazi [sic!] meinen Mann und meinen einzigen Sohn verlor und da ich für eine Tochter sorgen muß, bitte ich nochmals, mir eine Unterstützung zu gewähren.“
(BLA-OFA-VIII-2151/48)
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