Die Besitzstruktur in der Landwirtschaft war im Burgenland sehr ungünstig. Einer großen Anzahl von Kleinwirtschaften standen wenige ausgedehnte Großwirtschaften gegenüber, die ungefähr ein Viertel des Landes besaßen. Deshalb war viele Jahre, sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch nach 1945, eine Bodenreform das zentrale Thema in der Landespolitik. Wurde von manchen Parteien lange Zeit eine Enteignung der Großgrundbesitzer, vor allem die Güter des Fürsten Paul Esterházy standen im Fokus, gefordert, so entspannte sich die Lage in den späten 1950er Jahren. Grundaufstockung hieß das Zauberwort, wobei günstige Grundstücksverkäufe aus Großwirtschaften an Bewerber abgegeben wurden. So auch 1962 im Raum Tadten, wie ein Regionalblatt berichtet:
„Wir erfahren aus Tadten, daß dortige Bauern und sonstige, dauernd in der Landwirtschaft tätige Personen zusammen 497 ha Gründe aus Esterhazy’schen Besitz erwerben konnten. Die Aufteilung der nach einer« Aktion des örtlichen Zehner-Ausschusses von der Esterházy’schen Güterdirektion am 18. April 1962 zum Ankauf freigegebenen Gründe erfolgte innerhalb eines überraschend kurzen Zeitraumes durch die Vertreter des Ausschusses im Einvernehmen mit den Interessenten, sodaß die Erwerber schon im darauffolgenden Herbst in der Lage waren, die Feldbestellung auf den neuerworbenen Gründen zu besorgen.
Insgesamt wurden 183 Bewerber beteiligt, welche Grundstücke in der Größe zwischen ½ Hektar und 4 Hektar erwerben konnten. Es wurde hiebei nach dem Grundsatz vorgegangen, Kleinstbesitzern größere Parzellen zuzuteilen, um sie in die Lage zu versetzen, unabhängig als Landwirte zu wirtschaften. Nach der Bodenbeschaffenheit handelte es sich um Ackerland im Ausmasse von etwa 190 Hektar, dessen Preis mit 25.000 Schilling pro Hektar festgesetzt wurde, ferner um Wiesengrundstücke mit teil weisem Ackerland (insgesamt 227 ha) zum Hektarpreis von 15.000 Schilling und um sogenanntes Ödland (wo aber Schilfbewuchs besteht und Schilfheugewinnung möglich macht) zum Hektarpreis von 3.000 Schilling im Gesamtausmaß von 70 Hektar.
Der Bürgermeister von Tadten erklärte uns, daß kaum jemals eine so große Transaktion innerhalb, eines so kurzen Zeitraumes reibungslos und zur Zufriedenheit des größten Teiles aller Beteiligten durchgeführt worden ist. Ihr Zustandekommen sei in erster Linie den Bemühungen des Obmannes des Zehnerausschusses, Herrn Johann Zwickel, zu danken, der den Erwerb von Eszterházy-Gründen schon lange im Auge gehabt hatte und schließlich persönlich die Zustimmung der Güterdirektion erwirkt hat. Ihm wie den anderen Mitwirkenden an der Durchführung der Aktion zollte der Bürgermeister seine vollste Anerkennung für diesen, wie er sich ausdrückte, einmaligen Erfolg.“
(Der Seewinkel 1963)
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