Der Siegendorfer Johann Szoldatics engagierte sich bereits als Jugendlicher für die Sozialdemokratie. Während des Bürgerkrieges 1934 wurde er kurzfristig verhaftet, bevor es ihm gelang, in die Tschechoslowakei zu fliehen. Von dort aus war er im Widerstand gegen den österreichischen Ständestaat tätig. Im Juli 1935 wurde er beim Schmuggeln von Propagandamaterial aus dem Exil verhaftet und inhaftiert. Aus der Haft schrieb er an seine Verwandten in Siegendorf:
„Wien, am 2.XI 1937
Meine Lieben!
Vor allem nehmt meine herzlichsten Grüsse entgegen und verzeiht mir, dass ich Euch nicht früher schon schrieb, aber ich kann eben nicht sooft schreiben, als ich wollte. […] Also ich jammere nicht, bin nicht verzweifelt und trage mein Los aufrecht und furchtlos.
Ich habe alle Folgen gewußt. Jetzt heißt es eben „brummen” bis auch mir wieder einst die Sonne der Freiheit leuchten wird.
Getreu dem Spruch: „selten ein Schaden woher kein Nutzen”, fühle ich meine leere Zeit mit Lernen aus. Bis ich heraus komme werde ich perfekt französisch sprechen können und auch sonst studiere ich das, was ich im späteren Leben noch benötigen werde. Man lernt nie aus und wer weiß, ob ich je einmal die Zeit gefunden hätte zu meinem bescheidenen Wissen etwas dazuzulernen. Ob wir uns bald wieder sehen werden ist sehr fraglich. Sollte mir die Freiheit nicht durch eine Amnestie oder vielleicht durch sonst unvorhergesehene Ereignisse wiedergegeben werden, dann habe ich wohl eine lange Zeit vor mir. Außerdem habe ich auf alle Fälle mit einer Abschiebung zu rechnen. In diesem Fall gedenke ich nun wirklich nach Frankreich zu fahren, schon aus dem Grund um die französische Sprache praktisch einzuüben. […] Die Frage wie es Euch geht, will ich mir ersparen, denn schließlich weiß ich ja, dass Eure Lage nicht glänzend ist, aber ich hoffe, dass ihr gesund und wohlauf seid.
Was es Neues gibt, will ich gar nicht fragen, denn das, was mich interessiert, darf ich nicht erfahren und gewöhnliche „Weibergeschichten” ziehen bei mir nicht.
An die Eltern richtet mir einen herzlichen Gruß aus und sagt ihnen, dass ich vorläufig nichts benötige. Stenographiehefte und Radiergummi habe ich von einer anderen Seite erhalten. Man soll nur trachten, mir den fehlenden Teil von dem Französischbuch aufzufinden und bei Gelegenheit zu bringen. […] Also so lasst Euch recht gut gehen und nochmals Gruß an alle drei
Jive“
(Anton Fennes, Stefan Schinkovits. Das Brot schmeckt mir wie noch nie im Leben. 2007 Hornstein. S. 36)

Aus dem Gefangenenhaus in Wien wurde Szoldatics in das KZ Dachau überstellt. Nach Kriegsbeginn wurde er zum Militär eingezogen und starb 1942 bei Smolensk an den Folgen einer schweren Verwundung.