Im kleinen Ort Andover in South Dakota wurde im Frühjahr 1913 die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Ermittlungen ergaben alsbald, dass es sich bei dem Opfer um Johann Schüller, einem 1907 eingewanderten jungen Mann aus Feketevaros/Purbach, handelte. Monate zuvor hatte Schüller von der Capital Nationalbank in St. Paul, Minnesota, $ 311 behoben und sich über die Wintermonate mit Joseph L., ebenfalls ein Einwanderer aus Ungarn, nach South Dakota begeben, um auf Farmen Arbeit zu suchen. Des Raubmordes wurde Joseph L. verdächtigt, der zwischenzeitlich bereits zurück nach Europa gereist war. Am 26. Februar 1913 hatte Schüller seinen Eltern in Purbach geschrieben, dass er im Herbst mit Joseph L. nach Hause kommen werde. Unverfroren besuchte dieser Schüllers Eltern in Purbach und erzählte, dass ihr Sohn mit einem Fremden, den er in den lumber camps kennengelernt hatte, nach Seattle ziehen würde. Schüller sei wegen einer unglücklichen Liebschaft und wegen finanzieller Probleme etwas durcheinander. Wenige Tage später wurden die Eltern vom Tod ihres Sohnes verständigt. Das k.u.k. Konsulat in St. Paul, Minnesota, ersuchte, die Verhaftung von Joseph L. in seiner Heimat zu veranlassen. Im Juli 1913 konnte Joseph L. tatsächlich in Ungarn verhaftet werden. Einige Zeitungen berichteten von dem Vorfall, wie auch der “Deutsche Herold” und das „Neue Wiener Journal vom 6. Juli 1913:
„Ermordung eines Ungarn in Amerika
1. April d. J. wurde auf einem Strohhaufen in der Nähe des Städtchens Andover in der Grafschaft Day in South Dakota die Leiche eines Mannes aufgefunden, dessen Kehle durchschnitten war. Am Kopfe befand sich eine Wunde, die allen Anscheine nach mit einem stumpfen Instrument beigebracht worden war. Die Nachforschungen ergaben, daß der Ermordete der aus Feketevaros7Purbach, Bezirk Kis-Marton, Komitat Sopron, Stammende Johann Schüller sei. Schüller lebte in St. Paul, Minnesota, bei einer Familie Labelle, später bei einer Frau Drechsler. Im Herbst des vorigen Jahres verließ er St. Paul und erklärte, er wolle sich in den Wäldern bei Mesaba im Distrikte Minnesota Arbeit suchen. Im Verdachte, den Mord an Schüller begangen zu haben, steht ein Landsmann des Ermordeten namens Josef Loch, der nach seiner Heimat Ungarn geflüchtet ist und nun verfolgt wird. Das Konsulat teilte den österreichisch-ungarischen Behörden mit, daß Loch nicht ausgeliefert, wohl aber von den ungarischen Gerichten abgeurteilt werden würde.“ (Neues Wiener Journal vom 6. Juli 1913, S. 21)
Danke an Robert Hoffmann, Mönchhof, für den Hinweis.
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