Eine Mitarbeiterin des Kinderfürsorgeamtes Oberpullendorf besuchte im September 1929 die Romasiedlung in Rattersdorf-Liebing und insbesondere die Familie Johann und Regina Papai. In ihrem Bericht beschreibt sie einerseits die wirtschaftliche Not der Familie, deren Bemühungen, dieser zu entkommen, und die ungerechte Behandlung der Familie seitens der Behörden.
Der Bericht vom 19.9.1929 an das Amt der burgenländischen Landesregierung in Sauerbrunn lautete:
„Auf Grund den am 18.9.1929 erfolgten Fürsorgebesuches in der Zigeunerkolonie Rattersdorf-Liebing wird nachfolgender Bericht der Fürsorgeangelegenheit der Kinder des Johann Horvath erstattet. Johann Horvath geb. 1916, Koloman Horvath geb. 1923 und Franziska Horvath geb. 1923 sind die ehelichen Kinder des Johann Horvath und der Katharina, geb. Hodossi in Kleinmutschen wohnhaft nach Girm zuständig. Die Kinder sind seit dem 3.7.1929 bei ihrem Onkel Johann Papai und dessen Frau Regina geb. Hodossi in Pflege. Johann Papai ist Kriegsinvalide bezieht aber keine Invalidenrente da er bei Neuanmeldung als Burgenland von Österreich übernommen wurde seine Papiere nicht vorweisen konnte, obwohl er seiner Zeit von Ungarn die Rente bezogen habe, unterblieb die Geltendmachung seines Anspruches. Er ist Musikant mit wechselndem Einkommen aus seinem Spiel (Cymbal) und geht des Sommers zu den verschiedenen Bauern helfen und seine Frau hilft ihm dabei. Sie bewohnen eine teils Lehm- teils Ziegelerbaute Hütte mit einem Zimmer und 1 Küche. Die Einrichtung gleicht einer Kleinhäuslerwohnung mit zwei Betten Bettzeug und Bettwäsche, Tisch, Kasten ein kleiner Schrank, Vorhänge vor den Fenstern, Uhr an der Wand, die Küche weist nur das notwendigste an Geschirr auf. Alles ist rein und ordentlich. Papai ist 43 Jahre alt sieht unterernährt und überdies krank aus. Er hat für Frau und für vier Kinder, Josefine, Anna, Franziska im Alter von 14 bis 6 Jahre (besuchen die Schule) und Johann 2 Jahre zu sorgen. Seine beiden ältesten Töchter Paula und Marie 19 und 18 Jahre alt sind in Wien in Dienst.
Alle Kinder auch die des Johann Horvath sind schlecht gekleidet, schlecht ernährt, haben keine Schulbücher noch Schulrequisiten.
Die Erwerbsverhältnisse sind ungünstig, der Straßenbau Lockenhaus ist nur eine vorübergehende Erleichterung. Aus der aus 76 Personen bestehenden Siedlung von 10 Familien hat sich nur ein Zigeuner zu einer durchgehenden Arbeitsstelle durchzuringen vermocht. Ein zweiter ist Schmied und betriebt eine kleine Schmiede in der Siedlung mit seinem 15jährigen Sohn. Alle anderen sind Zufallsarbeiter.“  (BLA, BH OP. H-Akte 1926-1929. Karton 1. Zl. 13)