Die Apostolische Administration des Burgenlandes und die modernen Tänze. 1927
„Mit den beiden genannten Päpsten verurteilen auch wir Bischöfe Österreichs auf das Entschiedenste die sogenannten modernen, internationalen Tänze, die leider bereits in einem Großteile christlicher Familien, selbst der besten Gesellschaftskreise, Eingang gefunden haben. Unter diesen Tänzen stehen obenan der sogenannte Foxtrott, Tango, Onestep und Shimmytanz, ohne daß die Aufzählung hiemit erschöpft wäre.
Wir erklären diese Tänze als mit dem christlichen Sittengesetze durchaus unvereinbar, als schwer sündhaft und schweres Ärgernis gebend. Christliche Mütter können es mit ihrem Gewissen nie vereinbaren, ihren heranwachsenden Töchtern die Teilnahme an diesen Tänzen zu gestatten, und die Beichtväter wären vorkommendenfalles genötigt, solchen die hl. Absolution zu verweigern.”
(Quelle: Amtliche Mitteilungen der Apostolischen Administration des Burgenlandes, Nr. 54 vom 1. Februar 1927)
Das Datum der Veröffentlichung, nämlich den Februar 1927, ins Auge fassend, wirft die zusätzliche Frage auf ,,Was war die offizielle Haltung der Apostolischen Administratur?‘‘
Um nur einige, damals zuvor geschehene Ereignisse zu nennen:
Antimodernismus und Ultramontanismus,
Umberto Begnini (1862-1934) und sein Informationsnetzwerk,
Antimodernisteneid aller Priester, am 1.09.1910, auf den ,,Syllabus errorum‘‘,
die >Katholische Aktion<, welcher Pius XI. in seiner Antrittsenzyklika ,,UBI ARCANO DEI‘‘ am 23.12.1922 kirchenrechtlichen Status und Förderung zusagt,
und
Friedrich Gustav Pfeiffl, einer ihrer Verfechter und Erzbischof von Wien, und damit Oberhaupt der ,,Apostolischen Administratur‘‘ in Österreich im Februar 1927.
In Anbetracht dieser mächtigen Gegenströmung kann sich die Erkenntnis gewinnen lassen, dass diese Modernen Verbotenen Tänze große Beliebtheit seitens der Bevölkerung erlebt haben müssen, da sie ohne Verbreitungsmöglichkeit durch digitale Medien, Ausübung bis in unsere gegenwärtige Zeit hinein gefunden haben.
Der Text wirft weiterhin die Frage auf was an diesen Tänzen so anstößig war?
Grund dafür könnte meines Erachtens nach sein, dass zum Beispiel der Tango nicht aus Österreich stammt sondern aus Lateinamerika und es etwas ganz neues und anderes war als österreichische Traditionstänze. Ein wesentliches Merkmal ist, dass man sich sehr nahe kommt und rhythmisch aufreizende Bewegungen durchführt.
Im Kontrast dazu kann der Walzer gesehen werden, der durchaus als ein langsamer Tanz gesehen werden kann und immer ein bestimmter Abstand zwischen den Partnern gewährt wird. Doch selbst der Walzer galt am Anfang des 19. Jahrhunderts als anstößig, was auf einen daraus schließen lässt, dass die Gesellschaft grundsätzlich Neuem und Unbekanntem skeptisch gegenübersteht.
Die Anfänge des Walzers sind in den deutschen und österreichischen Bauerntänzen des Mittelalters zu finden.Das Tanzpaar umfasst sich mit beiden Armen in Schulterhöhe und dreht sich hüpfend. Tanzfiguren dieser Art blieben in den verschiedenen Volkstänzen erhalten.
Der Tango hingegen ist ein Schreittanz. Der Mann führt die Dame in erster Linie mit seinem Körper, also mit dem rechten Teil des Brustkorbs und dem Becken bis hinunter zum Knie. Die Arme dienen dazu, der Dame einen Rahmen zu geben, in dem sie sich bewegen kann und das Paar steht sehr eng zusammen.