Über 250 Jahre existierte in Frauenkirchen eine jüdische Gemeinde, die durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten zerstört wurde. Die Familie Rosenfeld floh 1938 nach Budapest. Im Sommer 1944 wurden Wilhelm und Margarethe Rosenfeld nach Auschwitz gebracht und dort umgebracht. Ihr Sohn Paul konnte mit Glück überleben.
Nach dem Krieg kehrte Paul nach Budapest zurück, doch nach der Errichtung der kommunistischen Diktatur entschieden sich er und seine Frau 1949 nach Australien auszuwandern. Bevor er abreiste, besuchte er noch einmal seine alte Heimat Frauenkirchen und entschied sich zu bleiben. Er ist der einzige Jude, der nach Frauenkirchen zurückkehrte.
1985 wandte er sich in einem offenen Brief an die Bevölkerung Frauenkirchens:
„Meine lieben Landsleute![…] Nun wende ich mich an jene Frauenkirchener, die damals mit den Nazis aus Überzeugung mitgemacht haben. Sie haben auf eine schlechte Sache gesetzt. Darüber braucht man heute nicht viele Worte mehr zu verlieren. Sie haben auch einen hohen Preis dafür bezahlen müssen und ich sage nicht, 40 Jahre sind genug, vergessen wir es, sondern bitte Sie, stellen Sie sich vor Ihre Kinder und Enkel, sagen Sie ihnen die volle Wahrheit, Sie werden damit Ihr Gewissen erleichtern.
Ich fahre seit 20 Jahren jedes Jahr nach Israel. Sie, die Sie gläubige Katholiken sind, werden verstehen, was es für mich bedeutet, vor der Klagemauer zu stehen. Wenn ich das Grab meines Vaters, meiner Mutter und meiner Schwester mit zwei kleinen Kindern besuchen will, muss ich nach Jerusalem fahren. Dort im Yad Vashem, der Erinnerungsstätte für die 6 Millionen umgebrachten Juden, wo aus jedem Vernichtungslager Erde hingebracht wurde, gehören meine Angehörigen zu Auschwitz. Dort weine ich mich aus und an der Klagemauer richte ich mich wieder auf.
Ich treffe dort viele Frauenkirchner Juden und wir führen Gespräche. Die Heimat dieser Menschen ist Israel. Sie haben aber das Städtl, in dem sie ihre Jugend verbracht haben, nicht vergessen. […]“
Paul Rosenfeld
Paul Rosenfeld starb 2003. Mit dem Tode von Paul Rosenfeld ging die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Frauenkirchen, die 1678 begonnen hatte und 1938 gewaltsam aufgelöst worden war, endgültig zu Ende.
Hallo Herbert!
Heute bin ich durch deinen Besuch im Radio Burgenand auf deine Plattform aufmerksam geworden. Ich las mich durch deine verschiedensten Seiten, die alle sehr interessant sind. Besonders berührt hat mich der Beitrag über Paul Rosenfeld. Ich kannte den Mann persönlich. Ein beeindruckender, netter Mann. Schrecklich was damals passiert ist.
Ich kannte auch Herrn Rosenfeld.Meine Eltern verbrachten in den Sechziger Jahren oft Sonntage beim Ehepar Rosenfeld zusammen mit Ehepaar Schiller aus Eisenstadt.es wurde viel diskutiert und die jüdische Erinnerungen aufrechterhalten.