Um das Ansehen der Roten Armee und der Sowjetunion nach den Wirren des Einmarsches im Frühjahr 1945 zu verbessern, waren die sowjetischen Militärbehörden bemüht, ein gutes Verhältnis zu den burgenländischen Behörden und der Bevölkerung herzustellen. Mit verschiedensten Aktionen wie Lebensmittellieferungen, Lazaretthilfe, Tanzveranstaltungen, Kinovorführungen oder Informationsfilmen sollte das Bild von Befreiern und Helfern gezeichnet und mögliche potentielle Wähler gewonnen werden.
Am 8. Dezember 1949 sprach der Bürgermeister von Frauenkirchen folgende Empfehlung aus:
„Am Donnerstag den 15. Dezember 1949 um 19 Uhr (7 Uhr abends) findet im Gasthaus Pfemeter eine Versammlung der Gesellschaft zur Pflege der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion statt. Thema: „Stalin, Mensch und Staatsmann“. Hiezu ergeht an die Nachbenannten (Parteiobmänner, Quardian, Ärzte, Apotheker, Direktor, etc.) die Einladung zuverlässig nicht nur selbst zu erscheinen, sondern auch die ganze Beamten-, Angestellten- und Arbeiterschaft zur Teilnahme aufzufordern. Das gleiche Ersuchen richtet sich auch an alle Partei- und Vereinsobmänner, welche für die Verständigung Ihrer Mitglieder Sorge tragen möchten. Das Erscheinen wird als eine selbstverständliche Pflicht erachtet.” (Gemeindearchiv Frauenkirchen, Korrespondenz 1949. Zl. 11/1/1948)
Wie in dem Artikel erwähnt wurde, mussten im Prinzip alle Arbeitenden, egal welcher Position und Berufung, an dieser Veranstaltung teilnehmen, um den Kontakt mit der Sowjetunion zu pflegen und einen guten Eindruck zu bekommen. Somit hat mich diese Teilnahmeverpflichtung auch nicht verwundert, da eine Freundin, die erst vor Kurzem „das Kommunistische Manifest“ gelesen hat, mir darüber berichtete, dass die kommunistische Partei unter ihrer „Herrschaft“ generell Arbeit für alle als Zwang vorgesehen hatte. Es ist deshalb auch nicht erstaunlich zu sehen, dass diese kommunistische Pflicht, dieser kollektive Zwang erscheinen zu müssen, schon in einer Art „Info-Abend“ zum Tragen kommt, da das Burgenland von der Sowjetunion besetzt wurde. Dass man dann auch Kinovorführungen, Tanzveranstaltungen usw. organisierte, entspricht wohl einer natürlichen Propagandamaschinerie totalitärer Herrschaftsformen. So lockte man die Beute wohl am besten in die Falle.
Viele geschichtliche Eindrücke habe ich aber auch durch meine Großtante gewonnen. Sie selbst wuchs während der russischen Besatzungszeit im Burgenland, in St. Georgen auf. Es gab viele schlechte und gute Momente, wie sie mir erzählte. Wie man häufig auf Fotografien erkennen kann, schenkten die Soldaten der jeweiligen Besatzungsmacht den Kindern Süßigkeiten, von denen viele oft unbekannt waren. Auch so konnte man sich Sympathien sichern, vor allem bei der Jugend. Jedoch gab es auch die Schattenseiten der Besatzung. Es wurde mir von Erschießungen von Familienmitglieder und Vergewaltigungen berichtet. Doch ich denke, das lässt sich nicht nur auf die russische Besatzung beziehen, sondern auf alle Besatzungszonen.
Trotz der unschönen Vorkommnisse wurde die Dörfergemeinschaft gestärkt, man konnte sich auf einander verlassen, wobei dieser Abschnitt der Geschichte in den eher jüngeren besser verarbeitet wurde als bei den älteren.