Zeitgleich mit der Industrialisierung musste auch preiswerter Wohnraum für die Arbeitskräfte geschaffen werden, um die Arbeitswanderung der Landbevölkerung zu den industriellen Zentren zu ermöglichen und die Arbeiter an die Betriebe zu binden. In den Werkskolonien herrschten vielfach Raumnot und mangelhafte Hygiene. Das Leben der Bewohner war beschwerlich.

Neufeld-stinkenbrunn

Schweickhardt Perspektivkarte um 1832

Albine Maszl, jüngstes von 12 Kindern eines Bergwerkarbeiters in Neufeld berichtet über die sozialen Verhältnisse ihrer Kindheit 1915: „Als ich zwei Jahre alt war, haben wir in der Werkskolonie (Anm.: heute Steinbrunn-Neue Siedlung) eine Wohnung bekommen, Zimmer, Küche, Kabinett; so wurde auch die Großmutter zu uns genommen, also 15 Personen und nur ein Einkommen. Da mussten meine Eltern schon haushalten können: Vater hat mit den größeren Jungen Feld bebaut, Kartoffel, Karotten, Mais; es wurden Hühner, Schweinchen, Hasen und sogar 2 Ziegen angeschafft. Es war viel Arbeit, denn es wurde mit der Schaufel umgegraben, mit der Sense und Sichel gemäht, Grund war genug zu Glück da. Da war viel Arbeit, besonders für unsere Mutter und Großmutter. Hunger hatten wir nie gelitten.
In der ganzen Kolonie waren nur 2 Brunnen, der Kamenik-Brunnen und der Nausch-Braunnen, es war aber kein Trinkwasser, Das musste mit Fässern aus Stinkenbrunn (Anm.: heute Steinbrunn) geholt werden, einmal am Tag; man musste es in Butten und Pitteln 800 m weit tragen, das war sehr arg.“ (Aus: Chronik von Neufeld. S.190)