Die anthropologische Gesellschaft aus Wien führte im Jahr 1935 eine umfangreiche Studie im Burgenland durch. Unter anderem wurde auch das Essverhalten der Burgenländerinnen und Burgenländer untersucht.
Das Ergebnis sah wie folgt aus: „Die Ernährung ist außerordentlich arm an Vitaminen, schwer verdaulich, doch enthält sie weitaus genug Kalorien. Freilich vorausgesetzt, dass die Portionen entsprechend groß ausfallen können, was sehr häufig nicht der Fall ist. Herr Bannert in Stoob war so freundlich, über die Ernährung Erhebungen zu pflegen: ‚Frisches Fleisch und Grüngemüse kennt die Normalküche überhaupt nicht. Das Menu ist reichlich einfach. Sonntag: Selchfleisch mit Kraut, abends Sterz. Montag: Sterz aus Weizenmehl mit Bohnensuppe und Dörrbirnen. Dienstag mittags Knödel mit Sauerkraut. Mittwoch mittags Strudel, je nach der Jahreszeit entsprechend aus Äpfel, Rüben, Mohn, Topfen oder Bohnen. Das wiederholt sich in der zweiten Hälfte der Woche. Die Jause besteht immer aus Brot mit Zwiebel oder Knoblauch, abends täglich geröstete Kartoffeln mit Milch oder Kaffee. Zu allen Mehlspeisen, ebenso wie zum Kraut, kommt eine Einbrenne mit viel Schweineschmalz, welches gewissermaßen das Fleisch ersetzt.” (Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. 67 1937. S. 296-298)
Von einfach, regional & saisonal zu vielseitig aus aller Welt
Einfach, regional und saisonal beschreibt den Speiseplan der Burgenländer um 1935 am Besten. Der Blogeintrag von Dr. Herbert Brettl “der Speisezettel der Burgenländer” handelt von einer Wiener Studie im Jahre 1935, welche den Speiseplan der Burgenländer genauer unter die Lupe nimmt. Einfache Gerichte, wenig Abwechslung und sehr deftig. Am Wochenende immer Fleisch und dies im Ausmaß, dass man am nächsten Tag noch davon essen konnte und das Gemüse und Obst je nach Saison und Region dazu. Schweineschmalz wurde besonders vielseitig eingesetzt und es wurde auch nicht damit gespart. Es wurde eben darauf geachtet, soviel wie möglich vom Tier zu verwerten.
Heute wäre eine solche Ernährung gar undenkbar. Viel zu Einseitig, nicht genügend Nährstoffe und zu viele tierische Fette. Ebenso leben wir heute in einer Konsumgesellschaft und somit stehen uns ganzjährig alle Lebensmittel aus allen Teilen der Welt zur Verfügung. Egal ob Tomaten aus Italien, Erdbeeren aus Spanien oder Fleisch aus Rumänien. Die Menschen sind es mittlerweile gewöhnt jedes Produkt zur jeder Zeit kaufen zu können und wollen dies anscheinend auch nicht mehr missen. Der Import von Lebensmittel nahm in den letzten Jahrzehnten rasend zu und wird auch noch in den nächsten Jahren weiter steigen. Was die Menschheit der Umwelt und sich selbst damit antut, scheint nebensächlich. Viele Produkte, wie zum Beispiel Fleisch, haben eine lange Reise hinter sich, bis sie in österreichischen Supermärkten verkauft werden. Menschen rechtfertigen sich mit dem Argument, nur Produkte mit gewissen Gütesiegel zu kaufen, doch ist ihnen oft nicht bewusst, was unter dieser Klassifizierung wirklich alles erlaubt ist und was nicht. Stammt das Rind aus Rumänien und wird nur in Österreich geschlachtet, darf es schon mit dem Siegel “Produkt aus Österreich” versehen werden. Keinem ist somit der lange Transport der Produkte und die somit verbundenen Umweltverschmutzung bewusst.
Es wäre wieder an der Zeit, wie früher, mehr Acht auf regionale und saisonale Lebensmitte zu geben. Mittlerweile ist die Auswahl an heimischen Produkten schon größer geworden und somit sollte es eigentlich nicht schwierig sein, etwas mehr darauf zu achten regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Es würde der Umwelt zugutekommen.