Immer wieder wurde das Land von Seuchen heimgesucht. Statuen, Säulen, Kapellen und Inschriften sind bis heute Zeugnisse der Epidemien. Das Wissen über Erreger, Therapiemöglichkeiten und Impfstoffe war lange Zeit unbekannt. Die Bevölkerung stand den Krankheiten oft hilflos gegenüber. 1831 wütete die Cholera abermals in Ungarn und drang immer weiter nach Westen vor. Im Juni erging abermals eine Weisung vom Wieselburger Obernotär an alle Ortsvorsteher. Dabei wurde verfügt, dass in jedem Ort ein Kontrollor bestellt werden musste, der täglich alle Hauser zu visitieren hatte und einen Verdacht eines Erkrankungsfalles zu melden hatte. Bestätigte der Arzt die Erkrankung, so musste eine Wache vor das Haus gestellt werden. An den Ortsausgängen waren Doppelwachen aufzustellen. Es gab auch die Anweisungen, dass bei Ausbruch der Cholera die Kirchen gesperrt werden un die Messen bei geschlossenen Toren abgelesen werden mussten. Die einzelnen Abschnitte der Messfeier wurden durch das Läuten der Glocken angedeutet. […] Am 7. Juli 1831 wurden die Anweisungen noch verstärkt. Bei den Ortseingängen wurden alle Durchreisenden kontrolliert. Ein Verlassen des Komitats war nur mit einem Sanitätspass möglich. Wer keinen besaß, ohne Erlaubnis des Ortsvorstehers weiterreiste bzw. im Ort übernachtete drohte eine Strafe von einem Jahr Arrest. Allen Handwerksburschen und Bettlern wurde das Herumziehen verboten und wer einem Juden, egal ob dieser krank oder gesund war, ein Nachtquartier gewährte, dessen Haus wurde mit einer 20-tägigen Quarantäne belegt und der Quartiergeber mit einem Jahr Arrest bestraft. Am 15. Juli 1831 wurde die Grenze zu Österreich geschlossen. Jeder Reisende und die immer größere Zahl an Flüchtlingen, die in Westungarn eintrafen, wurde mit einer 20-tägigen Quarantäne in eigens dafür errichteten Baracken belegt. Am 14. August brach die Cholera in Parndorf besonders heftig aus und wurde vollkommen abgeriegelt. Aus Parndorf, wo es im August und September 1831 bereits 176 Choleratote gab, liegt ein Bericht vor, wie die Komitatsbehörden die Seuche einzudämmen versuchten.
So schreibt man: „Nachdem nun diese Krankheit am 8. August in Pahrndorf ausgebrochen ist, wurden die Wachen allhier sorgfältig vermehret, eine Hütte auf dem obern sogenannten gespitzten Berg aufgestellt und dabei ein beständiges Feuer unterhalten, auch Essig mit Rauchwerk in Bereitschaft gestellt. Wenn nun Pahrndorfer um Medicamenten, Brod und andere Lebensmitteln zu dieser Hütte anlangten, wurde durch sie das zum Einkaufen nöthige Silber und Kupfermünzen in eine mit Essig gefüllte Schüßl geworfen, welches in einer kleinen Weile mit einem Schöpflöffl durch hiesige Wächter herausgenommen. Papiergeld aber, und alle Effecten ohne Unterschied wurden ihnen Pahrndorffern nachdem sie solche auf die Erde gelegt und mehrere Schritte zurückgewichen sind, mittels einer Zange abgenommen, selbe geräuchert und den hiesigen Wächtern übergeben, welche dann in Markt hineingingen, das nöthige kauften, wieder heraustrugen und auf die Erde stellten, wo es dann durch die Pahrndorfer genommen und nach Hause getragen wurde.”
(Aus: Klaus Derks. Cholera 1831 im Bezirk Neusiedl am See. Manuskript S. 3-9)
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