Nach dem 1. Weltkrieg setzte auf Grund der ungünstigen ökonomischen Situation im Raum des heutigen Burgenlandes die Massenauswanderung wieder ein. Im Zeitraum von 1919 bis 1935 emigrierten rund 35.000 Personen aus dem Burgenland.
Die überwiegende Mehrheit der Emigranten hoffte, ihrem sozialen Elend durch eine Auswanderung in die Vereinigten Staaten entfliehen zu können. Als die US- Behörden 1924 eine Quote für die Einwanderung festlegten, mussten sich die Auswanderungswilligen neue Zielgebiete wie den Westen Kanadas und die Küstengebiete Argentiniens und Brasiliens suchen. Rund 2.000 Burgenländer und Burgenländerinnen suchten in Argentinien ihr Glück.
Einer von ihnen war Johann Emmelschuh aus Schattendorf. Er beschreibt seine Abreise 1923: „Am 17. September war es, als ich meine Heimat verließ, und mich in die weite Welt hinaus begab. […]. Es war ein schöner, ziemlich frischer Herbstmorgen, der Nebel wälzte sich in den Bergen empor, sodass man kaum von Bahnhof den Ort erblicken konnte, und um 6 Uhr 15 M. verlies der Zug den Bahnhof. Zum letzten male reichte ich meinen Eltern, Geschwistern, und allen Bekannten die Hand, auf Wiedersehn. […] Erste Haltestelle Marz, Rohrbach. Der Zug hielt in Marz Rohrbach und meine Reisegefährten stiegen ein. 1. Lorenz Kutrovatz, 2. Josef Pusitz, 3. Josef Michalitsch, 4. Frau Pregley 5. und Tochter Anita, 6. Frau Fini, 7. Maria, 8. Theresia Diewald. Nun begrüßten wir uns und tranken zum Wohl einige Flaschen Wein und es ging nun weiter bis Wien. Um etwa 12 Uhr Mittag bestiegen wir die Tramway Linie 13 und es ging weiter bis zum Westbahnhof. Begleitet wurde ich durch 1. meinen Bruder Franz 2. Kollegen Rechl Michl 3. Josef Grössing 4. Paul Grafl 5. Wetti Schefberger 6. Beste Freundin Lissi Bernhart. Da der Zug erst gegen 2 Uhr abging trinken wir zum Wohle noch einige Gläser Bier und dann mußten wir uns trennen. Das Gebäck [sic!] wurde in den Zug geschafft, und wir reichten uns nun zum letzten Mal die Hände. Mit Tränen sagten wir uns das Lebewohl, und danach gab der Schaffner das Signal zur Abfahrt, auf Wiedersehn! […].
(Quelle: Brettl Herbert. Die burgenländische Auswanderung nach Argentinien 1921 – 1938. In: Burgenländische Forschungen. Band 82. Eisenstadt 2001, S. 139)
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