Das Zusammenleben im Burgenland zwischen der christlichen Mehrheitsbevölkerung und den jüdischen Bewohnern wird vor 1938 zumeist als ein friedliches Miteinander beschrieben. Antisemitische Übergriffe kamen jedoch immer wieder vor. So auch 1903 in Eisenstadt, als Jugendliche, wohl nach übermäßigem Alkoholgenuss, in das jüdische Viertel eindrangen.
Die Wieselburger Zeitung vom 5. Juni 1904 informierte darüber:

eisenstadt

Das „Wertheimer Haus“ im jüdisches Viertel um 1920.

„Aus Kismarton/Eisenstadt wird und berichtet: Die am jüngsten Samstag von der hier stattgefundenen Assentierung heimkehrenden Burschen haben in der sogenannten Judengasse Exzesse verübt. Sie drangen in das Geschäft des Lazar Gácor, welches sie zu plündern begannen. Auf die Hilferufe des Kaufmannes eilte diesem das Personale einer in der Nähe befindlichen Weinhandlung zu Hilfe, wurde jedoch von den Plünderern mit einem Steinhagel empfangen, der mehrere Personen schwer verletzte. Der Exzess begann dermassen bedrohliche Formenanzunehmen, dass die Kaufleute ihre Geschäfte sperrten. Als Gendarmen erschienen, machten sich die Ruhestörer aus dem Staube; es gelang jedoch einige derselben zu verhaften.“
Wieselburger Zeitung vom 5. Juni 1904. S. 3