Um die Jahrhundertwende entwickelte sich Sauerbrunn zu einem beliebten „Sommerfrischeort“. Insbesondere wohlhabende jüdische Bürger aus Wien besuchten als Gäste die Kuranlagen. In Teilen der Bevölkerung wurde dieser Zustrom kritisch beobachtet und ein latenter Antisemitismus wurde offenkundig.
So beispielsweise in einem Leserbrief aus dem damals pfarrerlosen Sauerbrunn im Westungarischen Volksblatt vom 16. Februar 1901:
„Wir haben heute eine edle, echt religiöse alte Frau, welche durch ihren unvergleichlichen Glaubenseifer die kirchlichen Andachten zu leiten bestrebt ist, daß wir in dem jetzt ganz „verjudeten” Sauerbrunn nicht glaubenslos werden müssen. Die Überhandnahme des Judenvolkes hier ist eine derartige, daß beispielsweise, was noch nie vorkam, das Fürst Esterházysche Badehaus in Judenhände auf 20 Jahre in Pacht überging. Dabei kauften dieselben einen um den anderen der schönsten Baugründe, sowie auch die besseren Villen an. Bald, und zwar nicht lange, wird ein Judentempel hier entstehen. Das christ-katholische Kirchlein wird rettungslos verloren sein. Hoffen wir zu Gott, daß die maßgeblichen Persönlichkeiten diesbezüglich unser nicht vergessen werden. Da die jüdische Strömung hier so arg ist, ist es höchste Zeit, daß hierher ein katholischer Priester bestellt werde.“ (Bad Sauerbrunn. Ortschronik in drei Teilen. S. 252-253)
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