Zur Zeit der Angliederung an Österreich war die wirtschaftliche Lage des Burgenlandes sehr ungünstig. In diesem vernachlässigten Randgebiet hatte die Wirtschaft zum größten Teil noch vorwirtschaftlichen Charakter. Der landwirtschaftliche Sektor war zu bedeutend und rückständig und eine nennenswerte Industrie existierte kaum. Zur Arbeitssituation im Bezirk Oberwart im Jänner 1923 schreibt das Bezirksgendarmeriekommando:
„Die im hiesigen Rayone befindliche Brettsäge hat ihren Betrieb aufrecht, Arbeitsentlassungen sind nicht wahrzunehmen. […] Im Bereich von Oberwarth sind zirka 200 Sommerarbeiter ohne Beschäftigung, jedoch sind dies im 1. Falle Maurer, Zimmerleute und Feldarbeiter, die über den Sommer in Österreich auf Arbeit sind und über die Wintermonate zu Hause in ihrer kleinen Wirtschaft arbeiten, welche jedoch als gänzlich arbeitslos nicht zu betrachten sind, da dieselben nicht gerade auf den täglichen Verdienst zu ihrer Lebensunterhaltung angewiesen da sie von dem Verdienste und dem Erträgnis ihrer Wirtschaft vollkommen leben können, ohne eine Unterstützung zu benötigen.
Mariasdorf: Der Betrieb des Hochofens im Antimonbergwerk soll elektrifiziert und zu diesem Zwecke ein Elektrizitätswerk nächst dem Kohlebergwerk in Tauchen erbaut werden.
Die Arbeiter in Allhau betreiben zum grössten Teile Rauhwarenhandel im herumziehen [sic!] in der Steiermark.
In Rothenturm werden die Arbeiter noch immer mit ungarischem Gelde ausbezahlt. Die Arbeiter im Industriewerke und Herrschaft werden schlecht bezahlt. Die Löhne betragen 1600 ungar. Kronen monatlich für einen Maschinisten, für gewöhnliche Arbeiter 9 ungar. Kronen per Stunde, ausserdem 70 kg Konventionsmehl. Arbeitslose derzeit 50 Personen. Arbeiter in Kohfidisch beklagen sich, dass im Gegensatze zu anderen Bezirken des Burgenlandes, im Bezirke Oberwart keine Arbeitslosenunterstützung ausbezahlt werde.“ (BLA, BH Oberwart. Lageberichte der Gendarmerie 1923. 4-11/1923)
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