Seit 1890 wird der 1. Mai als internationaler Tag der Arbeit in aller Welt gefeiert. Welche Bedeutung der 1. Mai in der burgenländischen Arbeiterschaft in der Zwischenkriegszeit spielte, lässt sich aus einem Bericht der Burgenländischen Freiheit anlässlich der Feierlichkeiten 1930 in Schattendorf erkennen.
„So wie alljährlich, feierte auch heuer die hiesige Arbeiterschaft den Arbeiterfeiertag. Die Feier gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung der Schattendorfer Arbeiter für die Forderung der sozialdemokratischen Partei. Um 5 Uhr früh wurde die Bevölkerung durch einen Weckruf unserer strammen Jugendkapelle, welche durch ihren Kapellmeister Genossen Michael Schefberger geführt wurde, aus dem Schlafe gespielt.
Nachmittags um 1 Uhr versammelten sich die Parteigenossen sowie alle proletarischen Vereine beim „Arbeiterheim” (Gasthaus Moser). […] Eröffnet wurde der Zug durch eine große Schar „Kinderfreunde” die zwei rot dekorierte Wägelchen mitführten. Bei den „Kinderfreunden” wurde eine Tafel mitgetragen, auf welcher der Text stand: Bauern und Arbeiterkinder gehören zu den Kinderfreunden! Nach den Kindern kamen die strammen sozialistischen Jugendlichen mit ihrer Sturmfahne, in deren Reihen wurden Tafeln, auf welchen unsere Kampfparolen schriftlich angebracht waren, mitgetragen. Es folgten weiters die Arbeiterradfahrer mit ihren bunten Dressen und mit der Fahne, schließlich kamen die Parteigenossen und -genossinnen in Fünferreihen im langen Zuge marschierend. […] In der Mitte der Ortschaft fand die Festversammlung statt. Der Obmann der Lokalorganisation Genosse Pinter eröffnete die Versammlung und hieß die zahlreich Erschienen auf das herzlichste willkommen. Genosse Pinter verwies darauf, dass die sozialdemokratische Arbeiterschaft im heurigen Jahre zum vierzigsten Male den 1. Mai feiert und zählte die Forderungen der Arbeiterschaft auf, die sie sich zu erkämpfen zum Ziele gesetzt hat. Abgeordneter Genosse Hans Bögl besprach die Bedeutung des 1. Mai für die Arbeiterschaft der ganzen Welt und nahm in seiner Rede auch Gelegenheit, über das Elend der Kleinbauern zu sprechen. […] Nach den Dankesworten des Vorsitzenden Genossen Pinter an den Referenten für dessen vortreffliche Rede, intonierte die Jugendkapelle das „Lied der Arbeit”, die Versammlung fand hiemit ein schönes und würdiges Ende. […]“
(Aus: Schattendorf. Seine Geschichte und seine Menschen. Schattendorf 2003. S.260-261)
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