Die Nutztierhaltung war im Burgenland immer eine wichtige Einkommensquelle für die Landwirte. So wurde nach dem Ersten Weltkrieg auch die Schweinezucht intensiviert, da einerseits durch die Hausschlachtungen die Selbstversorgung gesichert werden konnte und andererseits auf den Märkten in Wien die Produkte einen guten Absatz fanden. Bedroht wurde diese Einnahmequelle immer wieder durch Tierseuchen, wie beispielsweise 1931 in Halbturn, als dort die Schweinepest um sich griff. Der Bürgermeister wandte sich mit einem Hilfsapell an die burgenländische Landwirtschaftskammer:
„An die burgenländische Landwirtschaftskammer in Eisenstadt
Seit Mitte April l. J. herrscht in unserer Gemeinde die sehr gefährliche Seuche Schweinepest und ist seit dieser Zeit der Weidegang der Schweine eingestellt. Zu Beginn der Seuche war nur ein Hof als verseucht bekannt und hat sich in den letzten Tagen hat sich diese Seuche in sehr bedrohlichem Ausmaße bereits auf 11 Höfe erstreckt. 30 Stück Schweine sind bereits verendet in der hiesigen Wasenmeisterei zur Verscharrung gelangt. Fast täglich kommen neue Erkrankungen vor und glaubt der unterfertigte Bürgermeister der Seuche dadurch Einhalt bieten zu können, das sämtliche Schweine im Dorfe zwangsweise einer Impfung unterzogen werden. Durch die Einstellung des Weideganges erleiden die Landwirte schon in der Nachzucht ganz kolossale Verluste und können die Eber infolge der Seuche auch nicht zum Belegen in die einzelnen Gehöfte getrieben werden. Der Schaden, der bisher schon den Landwirten infolge dieser Seuche entstanden ist, läßt sich dermalen noch gar nicht ermessen, da sich in letzter Zeit die meisten Landwirte speziell auf die Schweinezucht für den Wiener Markt einstellten und durch das Überhandnehmen der Seuche auch dieser Erwerb sehr in Frage gestellt wird.
Mit Rücksicht auf die zur Genüge bekannten schwere Krisis in der Landwirtschaft ist es selbstverständlich keinem Landwirt möglich die Impfung, welche durchschnittlich auf ca. 5.- S, pro Schwein gerechnet werden muss, aus eigenen zu bestreiten, da der Liter des notwendigen Impfstoffes auf ca. 110 S. zu stehen kommt. Nachdem in der gemeinde ca. 1500.- Stück Schweine vorhanden sind, welche alle zur Impfung gelangen sollen, betragen die Impfkosten insgesamt ca. 7500.- S. Der unterfertigte Bürgermeister bitten im Namen sämtlicher Landwirte um eine 75%ige Subvention bei Beschaffung des notwendigen Impfstoffes, da es sowohl der Gemeinde selbst als auch den Landwirten vollkommen unmöglich ist den Impfstoff aus eignen Mitteln zur Gänze bestreiten zu können. Trotz aller gesetzlicher Abwehrmaßnahmen ist es bisher nicht gelungen der Seuche Herr zu werden und könnte die in Aussicht genommene Impfung die Landwirte vor größeren Schäden schützen, wenn die burgenländische Landwirtschaftskammer diese Subventionierung durchführen würde.
Der Bürgermeister“ (Gemeindearchiv Halbturn, Korr. 1931, o.Z.)