Anfang der 1930er Jahre verstärkten die Nationalsozialisten auch im Burgenland ihre Aktivitäten. Die Aktivitäten der NSDAP-Mitglieder konnten zwar durch Verhaftungen immer wieder gestört werden, doch zu einem Ende der Agitationen führte dies nicht. Immer mehr Informanten der Partei befanden sich in den Reihen der Exekutive und der Landesverwaltung, die die NS-Mitglieder schützten. Über die Untätigkeit der Exekutive gingen auch Beschwerden ein. Eine Gruppe von Arbeitern und Kleinbauern aus Gols protestierte in einem Brief an die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See im Dezember 1931:
„Wir Arbeiter und Kleinbauern aus Gols protestieren gemeinschaftlich gegen die in letzter Zeit vorkommenden Skandale seitens der Hitlerbanden in unserer Gemeinde. Hauptsächlich des letzteren am 21. Dezember d. Monats wohl organisierten Überfalls auf uns im Gasthaus Lunzer, wodurch auf unserer Seite vier Personen schwer verletzt wurden und mehrere leicht verletzt wurden, ohne dass wir die Gelegenheit hatten uns dagegen zu wehren.
Wir fordern die Behörde auf, in Zukunft solch schändliche Unternehmungen energisch zu verbieten und sie auch sofort zur Verantwortung zu ziehen. Sollten wir aber von Seite der Behörde keine wirksame Unterstützung erhalten, so sind wir gezwungen zu Selbsthilfe zu schreiten. Wie machen daher die Bezirksbehörde aufmerksam, dass wir uns künftig einen solchen Skandal nicht mehr gefallen lassen.“
Die Unterfertigten Arbeiter und Kleinbauern
(Herbert Brettl. Nationalsozialismus im Burgenland. Innsbruck 2012. S. 48)
Amtsdelikte, Missbrauch und Unterdrückung. Diese sind nur wenige Taten, welche von den Nationalsozialisten anfangs der 1930er Jahre im Burgenland verübt wurden. Verbündete und Spitzel ihresgleichen wurden hinterlistig in der Exekutive und Landesverwaltung skrupellos eingesetzt.
Im jüngsten Bundeslands Österreichs scheuten sie vor nichts zurück und terrorisierten die Einwohner mit physischer Gewalt. Sie unterdrückten die Einwohner ohne Scham. Die Verzweiflung der Bewohner kam in einem Brief an die Bezirkshauptmannschaft, in der sie eine Bürgerwehr als letzten Ausweg sahen. Zu meinem Bedauern sind solche Ereignisse jedoch keine Relikte der Vergangenheit. Amtsmissbrauch und das Einsetzen von Schusswaffen führten zu einer Erschießung eines schwarzen Pflegers. „Black lives matter“-Banner und viele andere wurden von den Menschen auf den Straßen getragen. Auch hier ist es die Unterdrückung der Minderheiten, die Leute verängstigt.
Ein Ende solch tragischer Ereignisse wird es zu meinem Bedauern nicht so schnell geben. Früher waren es Nazis, heute sind es womöglich Rassisten. Man könnte akribischer und kritischer in der Auswahl der Exekutive sein, doch dies wäre in nächster Zeit eine rein idealistische Vorstellung. Letzten Endes kommt es auf die Person und deren Gewissen selbst an, anderen Leuten Schaden zuzufügen. Kann man solche Taten wirklich verantworten?