Bereits seit vier Jahren tobte der Erste Weltkrieg. Die wirtschaftliche Not breitete sich immer weiter aus. Besonders Frauen befanden sich zunehmend in wirtschaftlicher Bedrängnis. Verzweifelt wandte sich deshalb eine Frau aus Frauenkirchen an das Ministerium:
„An das hohe königl. ung. Ministerium des Inneren in Budapest
Boldogasszony, am 1. Juli 1918.
Die ergebenst Gefertigte bittet auf nachstehendes gestützt ein hohes Ministerium um Auskunft über ihre zu beziehenden Unterstützungsgebühren. Im Jahre 1915 waren ihre beiden Söhne im Feld und sie bezog als Witwe eine Unterstützung von 24 K. monatlich, welche im Jahr 1916 nach einer fünfmonatlichen vollkommenen Einstellung auf 10 Kr. 10 reduziert wurde, nachdem angeblich nur über 50 Jahre alte Frauen mit den höheren Gebühren zu beteilen sind.
Trotzdem nun die ergebenst Gefertigte schon über 50 Jahre alt ist, einen Sohn noch im Felde und den zweiten als teilweise erwerbsunfähig mit einer Invalidenpension von Kr. 22 zu Hause hat, weiters infolge einer 11 Monate währenden schweren Krankheit fürs Alter zurückgelegten Sparpfenning verzehrt hat, ist auf ihr mehrmaliges Vorsprechen auf eine Erhöhung ihrer Bezüge beim Gemeindenotär als auch beim Stuhlrichteramt in Nezsider nicht das mindeste geschehen war zur Linderung ihrer Not beigetragen hätte.
Nachdem nun schon vor Monaten eine gesetzliche Erhöhung der Unterstützungen erfolgte, mit welcher die ergebenst Gefertigte bis heute nicht beteilt wurde, wiederholt sie ihre eingangs erwähnte Bitte mit dem Beifügen daß ihr ein Einblick in ihr Bezugsbuch trotz öfterer energischer Forderung immer verwehrt wurde, sodaß sie über ihre Gebühren vollkommen unorientiert ist. Elisabeth X.“
(GMA Frauenkirchen, Korrespondenz 1918. Zl. 1758/1918)