Am 25. Juli 1934 versuchten die Nationalsozialisten mit einem Putsch, die Macht zu ergreifen. Der schlecht vorbereitete Umsturzversuch scheiterte und die Kämpfe zwischen den österreichischen Nationalsozialisten und den Regierungstruppen forderten 269 Tote, darunter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, und über 500 Verletzte. Der Putschversuch der Nationalsozialisten hatte im Burgenland kaum Auswirkungen, da diese unvorbereitet waren. Lediglich im Bezirk Jennersdorf kam es zu Gefechten.
In der Nacht vom 25. auf dem 26. Juli 1934 brachen 15 Nationalsozialisten, nach einem Befehl eines Kaufmannes aus Jennersdorf, nach Minihof-Liebau auf, um den Gendarmerieposten zu besetzen. Bei Minihof-Liebau trafen sie auf Zollwachebeamte, wobei es zu Gefechten zwischen den Aufständischen und der Exekutive kam. Der Zollwachbeamte Robert Jarisch wurde durch einen Schuss schwer verletzt und verstarb Monate später an seinen Verletzungen. Die Nationalsozialisten beschossen das Zollamt in Bonisdorf, wobei ein weiterer Zollbeamter verletzt wurde, konnten es jedoch nicht einnehmen. In weiterer Folge flüchteten die Putschisten nach Ungarn. In Ungarn wurden sie festgenommen und an die österreichischen Behörden ausgeliefert.
Im Juli 1934 mussten sich 37 Aufständische vor dem Militärgericht in Wien für ihre Taten verantworten – die Angeklagten wurden zu Freiheitsstrafen zwischen einem und fünfzehn Jahren Haft verurteilt. Die Zeitungen berichteten ausführlich über diesen Prozess. Die Aussagen zeigen die Einfalt der Angeklagten:
„Verhandlungsleiter zum Angelklagten Ingenieur Galbrunner: Haben Sie über die Ereignisse vom 25. Juli mit jemand gesprochen?
Angeklagter Ingenieur Galbrunner: Es kamen sehr viel Leute ins Geschäft und es ist über den Rücktritt Dr. Dollfuß´s und über die Übernahme der Regierung durch Dr. Rintelen gesprochen worden. Aber mit Fischer habe ich darüber nicht gesprochen.
Verhandlungsleiter: Er behauptet aber, daß Sie ihm den Auftrag gegeben haben, zu Meitz zu gehen, um die Leute zu sammeln.
Angeklagter: Das ist ganz ausgeschlossen.
Verhandlungsleiter: Waren Sie Mitglied der NSDAP?
Angeklagter: Ich war erst Großdeutscher und dann bis zum Verbot Nationalsozialist.
Verhandlungsleiter: Es ist interessant, daß im Burgenland sonst nirgend was los war – nur gerade in Minihof.
Angeklagter: Das ist ein so abgeschlossener Winkel, daß jeder gestaunt hat.
Verhandlungsleiter: Glauben Sie, daß Fischer irgendeine Entlastung sucht?
Angeklagter: Möglich, vielleicht steht er auch unter irgendeinen Zwang. Ich weiß gar nicht wo Bonisdorf liegt.
Eduard Fischer kennt sich nicht schuldig. Er ging zwar mit, habe aber nicht gewußt, daß es gegen die Gendarmerie gehe. Ich glaubte, es war ein Siegeszug wegen des Rücktrittes Dr. Dollfuß.
Verhandlungsleiter zum Angelklagten Eduard Fischer: Warum haben Sie die Gewehre und nicht Palmen mitgenommen?
Angeklagter: Wie wir hingingen, hatten wir noch keine Gewehre.
Verhandlungsleiter: Ja, keine Gewehre, aber Sie hatten eine Pistole, die braucht man auch bei einem Siegeszug. […]
Verhandlungsleiter: Sind sie Nationalsozialist?
Angeklagter: Nein, ich sympathiere [sic!] bloß mit ihnen. […]
August Fischer gibt zu geschossen zu haben. Der angeschossene Zollbeamte Jarosch wurde, wie er sagt, nicht verbunden, weil es hieß „Es ist ka Zeit dazu.“ […]
Verhandlungsleiter: Wie konnten Sie das tun, wenn Sie kein eingeschriebener Nationalsozialist sind?
Angeklagter: Weil meine ganzen Kameraden mitgegangen sind. […]
Verhandlungsleiter zu Alois Glasl: Glasl, vielleicht haben sie doch geschossen?
Glasl: Ich habe einen Schuß abgegeben. […]
Verhandlungsleiter: Haben Sie gezielt? Haben Sie den Finanzer gesehen?
Glasl: Ich habe ihn nicht gesehen, ich hörte nur zwei Schüsse, und dann bin ich gelaufen. Da ist der eine Schuß aus meiner Pistole losgegangen. Wieso weiß ich nicht. […]
Verhandlungsleiter zu Karl Lenauer: Was war dann in Liebau?
Angeklagter: Es ist g´schossen worden … aber da bin i davong´rennt.
Verhandlungsleiter: Sind sie Nationalsozialist?
Angeklagter: Ja
Verhandlungsleiter: Was heißt das überhaupt: Nationalsozialist?
Angeklagter: I waß net …“
(Kleine Volkszeitung vom 22. August 1934. S. 34-36, Der Wiener Tag vom 23. August 1934, S.9-10)
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