Als Heiligenkreuz im Lafnitztal von seiner wirtschaftlichen und sozialen Umgebung, insbesondere St. Gotthard, durch die Grenzziehung 1921 abgeschnitten wurde, verschärfte sich die wirtschaftliche Situation des Ortes noch um ein Vielfaches. Bereits zuvor hatten hunderte, zumeist junge Menschen den Ort verlassen, um in anderen Regionen Österreichs, aber auch vielfach in den USA ein Auskommen zu finden. Einer von ihnen war der 1898 in Heiligenkreuz geborene Josef Pandl. Nach Abschluss seiner Lehrzeit als Kellner und nach seinem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg verließ er sein Heimatdorf und versuchte in Pittsburgh/Pennsylvania sein Glück.
Bei Kriegsende 1945 war Heiligenkreuz Schauplatz von erbitterten Kämpfen zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee. Der zehntägige Kampf zerstörte die Gemeinde zu 75%, sie zählte zu den am schwersten betroffensten Gemeinden des Burgenlandes. Josef/Joe Pandl war in der Zwischenzeit zum Maitre d`hotel in einem exklusiven Club aufgestiegen. Vom Ausmaß der Zerstörung seiner Heimatgemeinde ergriffen, startete er eine große Hilfsaktion, indem er 400 Care-Pakete, 200 Pakete mit Nirosta-Geschirr, 200 Säcke mit Kleidern und Medikamenten, in seine Heimat verschickte und somit eine eigene Marshallplan-Hilfe für seine Heimat ins Leben rief. In seinem Club konnte er zahlreiche Gönner, darunter den Präsidenten von General-Motors Richard Mellon, zu Spenden für Heiligenkreuz bewegen – rund eine halbe Million Schilling wurden gesammelt. So konnten in weiterer Zeit mit dieser Hilfe Glocken für die Evangelische und Katholische Kirche, ein Feuerwehrauto und ein Tanklöschfahrzeug, eine Bücherei, eine Zentralheizung für die Schule angeschafft werden. Vereine erhielten finanzielle Unterstützungen und schlussendlich konnte ein Kindergarten, der „Joe-Pandl-Kindergarten“ errichtet werden.
1962 besuchte Joe Pandl mit dem Gönner Richard Mellon die Gemeinde Heiligenkreuz. Die BF berichtete dazu:
„Festtag in Heiligenkreuz. […] Nun lernte die Bevölkerung von Heiligenkreuz ihren großen Helfer und Gönner persönlich kennen. Im Rahmen einer Europareise besuchte Generaldirektor Mellon auch seine Patengemeinde, und die Bürger des Ortes bereiteten ihm, seiner Gattin, den das Ehepaar begleitenden Freunden und dem Initiator der großzügigen Spendenaktion, Herrn Pandl samt Frau, einen enthusiastischen Empfang. Der Freund der Gemeinde wurde bereits an der Bezirksgrenze empfangen, durch den Bürgermeister, die Feuerwehr, die Schulkinder, durch eine Musikkapelle und einen Chor begrüßt und mit den Aufbauleistungen in Heiligenkreuz bekannt gemacht. Den Höhepunkt der Feier bildete die Überreichung des goldenen Ehrenzeichens für die Verdienste um das Burgenland durch Landesrat Grohotolsky und eines Ehrengeschenkes durch den Bürgermeister der Gemeinde. Die Feuerwehr, die Mr. Mellon durch die Spende einer kompletten Ausrüstung auf den modernsten Stand gebracht hat, revanchierte sich mit einer Schauübung und einer Defilierung vor dem Gast aus den USA. Ein Bankett, das die Großzügigkeit des amerikanischen Freundes der Gemeinde Heiligenkreuz bestens unter Beweis stellte, beschloß den Festtag.“ (BF vom 8. September 1962. S. 4) (Danke an Mag. Rosemarie Granitz für die Informationen)
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