Die NS-Parteifunktionäre und Kreisleitungen kooperierten zumeist mit der Gestapo bei der extrem raschen Vertreibung der burgenländischen Juden. Zudem versuchten NSDAP-Funktionäre und auch NS-Parteigrößen ihre Positionen in der Verwaltung auszunutzen, um sich bei Beschlagnahmungen, Beraubungen und „Arisierungsmaßnahmen“ zu bereichern. Im Zuge des „Arisierungsverfahrens“ wurde der jüdische Besitz weit unter seinem wahren Wert geschätzt und danach eine pfandrechtliche Versteigerung, vielfach grotesk konstruiert, eingesetzt, um kostengünstig an Immobilien zu gelangen.
Aus einem Schreiben des Bürgermeisters aus Eisenstadt an den Bürgermeister von Rust am 20. Mai 1942 geht hervor:
„Der Reichsstatthalter in Niederdonau beabsichtigt die ganzen Wolf-Besitzungen für sich zu erwerben und hat die Stadtgemeinde Eisenstadt den Auftrag, die Bestrebungen zu unterstützen und die nötigen Vorarbeiten durchzuführen. Die Juden Wolf hatten auch in Rust unter E.Z.223 einen Weingarten im Ausmaße von 8.654 m². Nachdem die Steuern seit dem Umbruche auch bei Ihnen unbeweglich sind, sollen die Steuern und Abgaben eingeklagt und der Versteigerungsantrag gestellt werden. Als Treuhändler und Abwesenheitskurator muß von Ihnen der Pg. Josef Pollak, Wien, 1. Postgasse 14, bestellt werden. Der Reichsstatthalter erhält allein das Ersteigerungsrecht und kommt somit in den Besitz der Wolf-Liegenschaft.
Ich ersuche Sie, die Angelegenheit ehest zu ordnen und mir Abschriften von Ihrer Eingabe für den Akt zuzusenden.
Heil Hitler!
Der Bürgermeister“
(o.A. Kopie im Besitz des Autors)
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